Unter den dreißig blendend erzählten Geschichten der Anna Waldeck – siehe Chronistinnen Osttirol – berührt u.a. ihr Clip über die fehlende Altersversorgung am Beginn des 20. Jahrhunderts, wie eine Szene aus dem „Nullerl“ von Carl Morre
Und ich weiß es noch genau, als er dann sagte zu dem Knecht:“ Du Trottel, du blöder. Wenn du nit gscheiter wirst, dann wirst du, wenn du so alt bist, auch von Hof zu Hof gehen, als ungebetener Gast und wirst a Bettlsuppn kriagn.“ Es war betroffenes Schweigen, mein Vater nahm mich dann bei der Hand und wir gingen weg.
Und unterwegs hat er mir erzählt, die engeren Zusammenhänge, hat mir erzählt, dass bei den Bauern damals die Altersversorgung so ausgesehen hat. Dass die alten Knechte, die nicht mehr arbeitsfähig waren, am Kirchplatz versteigert wurden praktisch und einen Platz zugewiesen bekamen immer bei einem andern Bauern zum Essen und zum Schlafen. Und die, sie konnten sich ja selber nichts ersparen. Sie bekamen für ihre Jahresarbeit ja nur etwas Bekleidung und soviel wie Trinkgeld, mehr war das ja nicht. Davon konnten sie sich ja keine Altersvorsorgung zurücklegen. Sie waren wirklich nur auf die Barmherzigkeit der Bauern angewiesen und mussten dann immer für eine bestimmte Zeit für eine Woche oder für 14 Tage zu einem Bauern gehen, der sie aufnehmen musste und ihnen eine Liegestatt im Pferdestall zur Verfügung stellte. Das war, dieses Schlafen im Pferdestall, das war dann selbstverständlich und allgemein üblich, das war keine besondere Schikane. Das war nun einmal so. Und so beschlossen sie ihr arbeitsreiches Leben. Wenn man sich das überlegt, dann kann man sich ja vorstellen, was es bedeutete, als endlich die Altersversorgung auch für die Landwirtschaft eingeführt wurde. Es gab den Menschen auch etwas von ihrer, na wie soll ich sagen, auch etwas von ihrer Menschenwürdigkeit zurück, als sie nicht mehr um jeden Kreutzer bitten mussten.