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Therese Kobencic

Telefonistin bei der Luftwaffe
Transkription:
Eingerückt bei der Luftwaffe Ich bin dann (Anmerkung: im Sommer 1942), nach Hause gefahren, weil meine Mutter schwer krank war... Sie wurde operiert, und ich bekam dann vom Arbeitsamt die Aufforderung, ich muss wieder eine Arbeit annehmen. (09:22)Man war damals ja kein freier Mensch, es war ja richtige Diktatur. Ich musste in das Arbeitsamt fahren, und man sagte mir, ich muss jetzt einen Posten annehmen, entweder in der Munitionsfabrik in Steyr, oder zur Luftwaffe. Nun, in eine Fabrik wollte ich nie, und so blieb mir eben nur die Luftwaffe. Ich bin dann eingerückt, auf den Freinberg in Linz, und ich muss sagen, da haben mir ehrlich die Knie gezittert: „Was kommt jetzt auf mich zu?" Es war aber überhaupt nicht tragisch, und das war das Schöne bei diesem System: Es war eine Gemeinschaft. Also, die Führerin ist da gleich über die Stiege herunter gelaufen, hat meinen Koffer geschnappt und sagte: „So, du gehörst jetzt zu uns, wir sind eine Gemeinschaft, wir gehören zusammen." Als Dienstmädchen zum Gefechtsstand Am nächsten Tag mussten wir dann antreten, alle jene, die frisch dazugekommen sind. Ein Oberst Cohrs, ein Mann mit Monokel, hat uns begutachtet und gefragt, was wir denn für Berufe haben. Nun, die eine sagte Verkäuferin, und die andere war in einem Büro, und ich war eben das Dienstmädchen. Und da hat der zum Schreien angefangen und gesagt: „Was bilden sich diese Arbeitsämter überhaupt ein, uns ein Dienstmädchen zu schicken? Bei uns muss man doch eine höhere Schulbildung haben!" Na, ich hab‘ gezittert wie Espenlaub. Dann hat er sich doch beruhigt und hat gesagt, er gibt mir einen Monat Zeit, ich sollte eine Ausbildung machen als Telefonistin, und wenn ich das nicht schaffe, na, dann soll ich eben in die Fabrik marschieren. Ich hab‘ es aber geschafft und war vier Monate Telefonistin, und dann wurde ich auf den Gefechtsstand verlegt und habe da in riesige Landkarten die Feindeinflüge eingezeichnet. Alles in Spiegelschrift, denn vorne sind ja die Offiziere gesessen und haben den Verlauf der Verbände, die da dahergeflogen sind, verfolgt. Und wenn dann die feindlichen Flieger auf hundert Kilometer in der Nähe waren, dann ist der Alarm ausgelöst worden, und die Menschen sind in die Keller geströmt.