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Therese Kobencic

Nazikrawalle
Transkription:
Am Nachmittag (Anmerkung: des 1. Mai 1933) haben dann die Kommunisten, denn das war noch nicht illegal, einen Aufmarsch gemacht, und sind durch den Markt (Anmerkung: Altheim) marschiert, haben eine Fahne getragen, Hammer und Sichel, und haben gesungen: „Schwenket die blutroten Fahnen über die Arbeiter hin! " Und wir Kinder, ein ganzer Rattenschwanz, sind halt da hinten nachgerannt. Für uns war ja das eine Gaudi, eine Unterhaltung (lacht). Wie wir dann auf den Marktplatz hereinkommen, steht schon eine ganze Gruppe so junger Burschen – das sind die Nazi gewesen. Und die sind hin zu den Kommunisten, haben die Fahne gepackt und haben sie abgebrochen. Jetzt ist das Raufen losgegangen. Ich bin da beim Napoleon-Denkmal gestanden, herüben, und gegenüber beim Kriegerdenkmal war das. Ich bin heimgerannt: „Mei, jetzt raufen s‘ aso am Parkplotz!" („Mein Gott, jetzt raufen sie so am Parkplatz!") Hat die Mama gesagt: „Jo, du muaßt jo a überall dabei sein!" („Ja, du mußt ja auch überall dabei sein.") (lacht) Und dann sind die Kommunisten geflüchtet. Gleich da bei uns ist auf der drüberen Straßenseite ein Haus, und das sind Kommunisten gewesen. Die haben oben im Dachboden, wo die Tram sind, Stroh drinnen gehabt, und das war alles mit Gewehren ausgelegt. Da wäre ein Putsch geplant gewesen, aber gegen die „Schwarzen". Und die Nazi sind da zurechtgekommen. Da ist bei den Fenstern herausgeschossen worden, und da haben sie einen Nazi erschossen. Und ein junger Bub, der mit mir in die Schule gegangen ist, der war im Nachbarhaus, dem haben sie eine Ferse weg geschossen. Der tote Nazi Franz Ertl ist dann in der Turnhalle aufgebahrt worden. Aber dann ist das Militär von Braunau gekommen und hat aufgeräumt, und so ist die illegale Zeit losgegangen.