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Titus Lantos

Tobias Portschy
Transkription:
Tobias Portschy, der in Rechnitz das Hotel Rose betrieben hat. Das war der Kreisleiter Stellvertreter. Und Tobias Portschy stammt aus Unterschützen. Oberschützen und Unterschützen waren deutsche Zentren. Die haben zum Beispiel beim Einmarsch Hitlers ein Anschlussdenkmal gebaut auf der Anhöhe mit einem riesigen goldenen Adler, ist dann natürlich zerschlagen worden, aber das Denkmal steht noch immer so eine Art Walhalla. Rundum ist alles vielsprachig. Oberwart ist ungarisch. In der Nähe von Sziget ist auch ungarisch dann gibt es Kroatendörfer und die einzigen deutschen sind die Oberschützer. Das sind deutsche Bauern und auch Protestanten gewesen, später mit dem Denkmal für Pfarrer Wimmer, der die ersten Bibeln von Deutschland hereinschmuggeln lassen. Die sind sehr auf ihr Deutschtum bedacht gewesen. Und Potschy war witziger Weise derjenige, ein fürchterlicher Germanenfreund in dem Sinn, dass er alle Juden und Zigeuner hat entfernen lassen. Der hat nach vierzehn Tagen nach Deutschland schon gemeldet. Das Burgenland ist judenfrei. Also, das war sein Um und Auf. Meinen Vater hat er gepiesackt wegen des ungarischen Namens. Er hat gesagt: „Herr Lantos, wann werden Sie endlich einen deutschen Namen annehmen?“ Und mein Vater, so frech wie er war, hat darauf gesagt: „Nach Ihnen, Herr Gauleiter, nach Ihnen.“ (Pause) Das hat ihm eingetragen, dass er wieder strafversetzt worden ist. Die Zeit war so. Und der Portschy dann ist dann, ja. Auch der Oberwarter Kreisleiter hat beim Abzug, wie die NS Bonzen geflüchtet sind vor den anrückenden Russen, hat er noch selber eine Fackel hineingeworfen in das neue Rathaus, in Oberwart. Die haben alles abgeheizt, beim Abzug, noch schnell verbrannte Erde. Und meinen Vater haben sie gezwungen, den Volkssturm zu leiten, gegen die Russen zu kämpfen. Er hat gesagt: „ich bin ja nicht deppert, ich lass mich doch nicht verheizen für eine Idee, die ich nie vertreten habe.“ Und dann hat er den Volkssturmleuten in der Kanzlei in der NS-Kanzlei in Großpetersdorf, hat er Ausweise ausgestellt, dass sie auf der Suche sind nach entsprungenen Volkssturmleuten. Die SS hat patrouilliert. Die hätten jeden niedergemacht. In kürzester Zeit sind die dann ab und weg gewesen. Der Vater hat die Russen noch anrücken gesehen mit dem Feldstecher und ist uns nach in die Wälder, wo wir schon waren und gewartet haben darauf dass sie nachkommen. Das waren alles alte Männer. Und ja. Das sind Geschichten, die ich den Burgenländern erzählen wollte, aber sie legen keinen Wert darauf. (es ): „Sie werden sie hören, wir nehmen sie auf“ (es ) Und die Sache ist ja so, Kindheitserinnerungen kommen das ganze Leben immer wieder hoch und dann hat man die Vergleiche. Wenn man heute die Ukraine hernimmt, wenn man Russland hernimmt unter Putin. Wenn man eine Reportage hört auf der Straße in Moskau oder irgendwo. Da sind das die gleichen Antworten, die jeder gesagt hätte in der Hitlerzeit, wenn er gefragt worden wäre, was er vom Adolf hält. Na, was denn? Der Beste aller Zeiten, was soll er sonst sagen. Sagt er das Gegenteil, wird mit ihm abgefahren, ist er schon im Gefängnis. Die gleichen Sachen wiederholen sich. Das ist für mich kein Erschrecken. Der einzige Schrecken ist der, dass es sich wiederholt, dass die Leute nichts gelernt haben aus der Sache.