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Irma Trksak

gegen inszenierten Jubel
Transkription:
Also, wenn ich mich an die Wochenschauen erinnere, wo sie die jubelnden Menschen am Heldenplatz gezeigt haben - es waren nicht nur Wiener, die wurden ja damals aus der ganzen Umgebung mit Lastautos hergebracht, und die Kinder wurden verpflichtet, Spalier zu stehen und mit den Fahnen zu winken. Also, es war freiwillig, aber es war auch inszeniert, sagen wir, diese ganze Geschichte, und da pflege ich immer zu sagen: „Aber die Menschen, die zu Hause gesessen sind und gebangt haben und Angst hatten, wie es jetzt weiter geht, die Menschen hat man nie gezeigt." Man hat nur die Jubelnden gezeigt. Aber die, die gewusst haben, was auf sie zukommt - die schon damals die Idee gehabt haben, etwas dagegen zu machen, sich das nicht gefallen lassen, die diese Gewalt verurteilt haben - auch das, was nachher noch alles passiert ist, mit den Juden, mit den Verhaftungen, mit den Funktionären aller Parteien, die damals erlaubt, oder nicht erlaubt waren, die hat man nie oder nur selten gezeigt. Zum Beispiel die Funktionäre der Vaterländischen Front wurden als Erste nach Dachau geschickt, und die Funktionäre der verbotenen Parteien, die man auch gekannt hat, natürlich, die hat man auch gleich nach Dachau deportiert. Wenn man das alles gleich nach dem Einmarsch verfolgt hat, hat man gewusst: „Jetzt muß etwas dagegen geschehen, jetzt müssen wir uns wehren, jetzt müssen wir etwas tun." Es war natürlich nicht von heute auf morgen, dass wir gleich parat waren, etwas zu tun. Man hat überlegt und hat sich dann formiert, hat kleine Gruppen gebildet und hat überlegt, wie werden wir vorgehen? Und wenn ich jetzt zurückdenke, so wundere ich mich, dass so viele Menschen die selben Ideen hatten wie wir.