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Anna Waldeck

Wanderarbeiterzeiten
Transkription:
Die Großmutter liebte ich ja heiß, und ich fuhr unheimlich gerne nach Stift Neusiedl, schon deshalb weil man dort keinen Hunger haben brauchte. Dort gab es zumindest Essen, auch wenn es nur primitives Essen war, aber es gab immer genug. Und Stift Neusiedl und Umgebung, das wurde mich und für meinen Cousin Simon, dessen Eltern in Wien lebten und der auch zu den Ferien zur Großmutter fahren konnte, zu herrlichen Wochen. Damals gab es ja noch keine Maschinen für die Felder, sondern die Felder mussten alle von Hand gemäht werden. Und da kamen ganze Scharen von Wanderarbeitern aus Slowenien, aus Tschechien, in der Erntezeit in die Dörfer und verrichteten diese Arbeit in Gemeinschaft. Die Männer mähten und die Frauen machten die Gaten. Und wir Kinder wir durften das Essen zu Mittag und zur Jause aufs Feld tragen und wenn die Arbeiter eine kurze Rast machten. Und abends kamen sie dann alle zurück zu den Häusern. Im Hof war der Ziehbrunnen, an dem Brunnen, da konnten sie sich erfrischen, und im Hof wurde dann Abend gegessen. Und trotz der schweren Arbeit haben sie alle gerne gesungen. Ich erinnere mich noch daran, das ganze Dorf, das hallte wider von sehnsüchtigen Gesängen. Ja und diese Wanderarbeiter, die schliefen dann in den Scheunen. Mit der Erfindung und Herstellung der landwirtschaftlichen Maschinen hörte sich das ganz auf. Jetzt fährt eine Maschine übers Feld, die macht alles, die mäht und drischt und füllt die Körner in die Säcke. Also ich glaube, es hat wohl keine größere Revolution gegeben, als die in der Arbeitsweise der Landwirtschaft. Es war nicht nur so in der Ebene in Niederösterreich, das war auch hier so.