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Anna Waldeck

Sand im Brot
Transkription:
Wir lebten ja nur von den Lebensmittelkarten und das war genau reglementiert. So und so viele Gramm Mehl und so und so viele Gramm Dörrgemüse, das hieß im Volksmund Stacheldraht. Das gab es auch nur auf Lebensmittelkarten, also da brauchte keiner Angst haben, dass er an Übergewicht leiden könnte, eher zu wenig. Brot, also das Anstehen, um das was einem ja eigentlich zustand, das gab es ja auch nicht ohne weiteres, sondern da musste man stundenlang warten und anstehen, bis man seinen Anteil bekommen hat. Auch Brot, das waren so kleine Laibe, ich weißes noch genau, wie sie aussahen, weil ich selber als Kind, man hat sich ja abgelöst, weil einer allein konnte ja überhaupt nicht solange stehen, das waren so kleine Laibe und die waren ganz schwer. Die waren als wenn sie mit Sand oder mit Zement oder mit irgend so etwas gefüllt waren. Und ich weiß es noch genau, wie meine Mutter sagte:“ Wenn sie uns wenigstens eine Handvoll Polentamehl stattdessen, statt diesem Brot gegeben hätten, dann wüssten wir wenigstens, was wir essen. Und so wusste ja kein Mensch, was er da bekommen hatte. Nicht umsonst, musste alles bezahlt werden. Und wie gesagt, dieses anstehen, das Schlange stehen, um alles was immer man gebraucht hat, das blieb nicht erspart. Ja, das sind so die Erinnerungen an die Kriege.