[VideoView]

Anna Waldeck

Glück ohne Freizeit
Transkription:
Ja. Und am Sonntagvormittag, also die Arbeitsverhältnisse waren ja nicht so wie heute. Mein Arbeitstag der ging von morgens um sieben bis abends um neun. Und das siebenmal in der Woche. Auch am Sonntag änderte sich daran nichts. Aber der Sonntag war ganz besonders interessant. Da hatten die Soldaten Ausgang und die Offiziere bummelten dann durch die Laubengänge und blinzelten mir zu und ich blinzelte zurück und das war eigentlich alles. Aber das war so abenteuerlich und aufregend und erhellte die ganze folgende Woche, muss ich sagen. So eine einfache Sache. Es ist ja nicht einmal was passiert. Aber es hätte ja auch mal was passieren. Was ich mir sehnlichst gewünscht habe. Aber es ist nichts passiert. Ja das war so. Ich verdiente damals im ganzen Monat keine 100 Lire. Kann man sich das vorstellen heute? Keine 100 Lire. Mit dem kam ich aber prächtig aus. Ich habe mir sogar einiges erspart, konnte mir ein paar Schuhe kaufen, eine Handtasche, die ich heute noch habe. Also die Verhältnisse waren ja ganz anders als heute. Und mir, mir machte das auch gar nichts aus, diese lange Arbeitszeit. Nur wenn ich dann am Montag von anderen hörte, was sie am Sonntag alles unternommen hatten, Bergtouren und Wanderungen, dann tat mir auch das Herz ein bisschen weh. Aber im Großen und Ganzen nahm ich das als gottgegeben hin und war damit zufrieden. Wie es anderen ging weiß ich ja nicht, aber für mich gab es ja allerhand Erlebnisse z. B. wenn ich einen Weg in die Werkstatt machen musste, in die Konditorwerkstatt, dann haben die Kollegen dort schon auf mich gelauert. Wenn ich dann kam, haben die mich mit Batzen von Creme und Schlagrahm und so was empfangen, mit großem Hallo. Also es war ein herrliches Abenteuer. Es war eine wunderschöne Zeit für mich