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Helmut Jursitzka

Bei den Pimpfen
Interviewer:
Ekkehard Schönwiese
Kamera:
Ekkehard Schönwiese
Copyright Ort:
Innsbruck
Aufnahmedatum:
2011-12-22
Epoche:
1941
Transkription:
Ich war dann zehn Jahre alt, und da ist man zu den Pimpfen gekommen. Das .. muss man auch sagen, viele wissen ja gar nicht mehr, wie es war und wie das so zugegangen ist, und manche meinen, wie weiß Gott schlimm das war. Ich muss sagen, unsere Mamå war in der Erziehung schon streng. Und sie hat uns eigentlich nicht viel Kontakt zu anderen gelassen, weil sie gefunden hat, wir sind vier Kinder, wir können uns gut auch miteinander unterhalten, und darum hat sie sich auch viel gekümmert. Und das andere sind halt negative Einflüsse .. höchstens. Das war halt ihre Philosophie. Und dann, muss ich sagen, bei den Pimpfen hat es einmal in der Woche einen Heimabend gegeben, und das habe ich als Zehnjähriger als kleine Freiheit empfunden. Ich konnte mal hinaus, Kontakt mit anderen haben und so weiter. So habe ich das nicht als negativ empfunden. Und auch, wenn manche meinen, zumindest bei den Pimpfen - das waren die 10-14-Jährigen - dass da viel politische Drangsal war, das war sicherlich nicht der Fall. Es ist mehr .. ich möchte sagen, wie bei den Pfadfindern zugegangen. Man hat Spiele gemacht, man hat gesungen miteinander. Geländekämpfe hat man gemacht, das hat man bei den Pfadfindern auch getan. Es waren auch sportliche Übungen, die man hintennach betrachtet, vielleicht als vormilitärische Übungen angesehen hat .. robben oder solche Sachen. Das ist gemacht worden. Und da, muss ich sagen, war ich ein bisschen anders. Manche hat das gestört, manche nicht. Ich habe versucht, diese Dinge auf mich umzumünzen, dass sie mir einen Vorteil bringen. Und wenn sie mir einen Vorteil bringen, bin ich nicht dagegen eingestellt. Ich habe mir gesagt, das kann mir einmal einen Vorteil bringen, weil sie haben ja gesagt, wozu das gut ist. Interessant war dann auch .. da bin ich in etwas hineingekommen, was nicht bezweckt war. Ich bin keine Führungsnatur oder so etwas, war ich sicherlich nicht, eher sonst mehr auf der schüchternen Seite, möchte ich sagen. Aber, ich habe mir immer Gedanken gemacht. Und das waren dann die Geländekämpfe. Die Geländekämpfe, die haben das vielleicht ganz gut ausgenützt, den Ehrgeiz anzustreben von den Leuten. Da war es immer so, eine Gruppe musste immer mit einer Fahne gehen und im Wald verstecken. Die anderen mussten sie finden und die Fahne erobern. Die Fahne war 20 Punkte, und jeder sozusagen .. in dem Fall Getötete .. jeder hat einen Armstreifen gehabt, und wenn der abgerissen worden ist im Gemenge, dann war er erledigt. Dann ist zusammengezählt worden. Zurückmarschiert und verkündet worden, wer gewonnen hat. So war das. Und beim ersten Mal, wie das war .. habe ich mir gedacht, irgendetwas stimmt nicht mit meinen zehn Jahren. Wir verteidigen da die Fahne, wir sind die Kleinsten, uns reißen sie gleich immer die Bänder herunter, wir haben da überhaupt keine Chance. Und beim zweiten Mal habe ich mir gedacht, ich bin ja nicht so blöd. Ich lasse zuerst einmal den Haufen rennen, und wenn das Gemenge ist, gehe ich hinein, und dann habe ich eine Chance, Größere zu erwischen. Und das ist mir auch gelungen. Nur muss ich sagen, solche Sachen sind beobachtet worden, ohne dass ich's wusste. Und das hat sich dann später ausgewirkt. Ausgewirkt hat sich der Vorfall deshalb negativ für mich, weil danach, als ausgezählt wurde und durch das, was ich erwischt habe, haben einmal die Kleinen gewonnen. Der Nachteil war nur, als wir dann heimgegangen sind, habe ich von den Großen Haue gekriegt.