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Interviewer:
Ruth Deutschmnn
Kamera:
Benjmin Epp
Copyright Ort:
Innsbruck
Aufnahmedatum:
2000-03-03
Epoche:
1937
Transkription:
Das war halt bei uns schon so, dass man dieses politische Engagement schon sehr, sehr stark gespürt hat. Und auch eine große Geheimnistuerei! Ich hab´ auch etliche Hausdurchsuchungen mitgemacht (erlebt), wie die Kiberer gekommen sind und halt da alle Laden durchg’stiert (durchsucht) haben, und wie sich die Eltern dann gefreut haben, dass die nichts gefunden haben. Und ja, es ist da meistens nur um Propagandamaterial gegangen. Meine Schwester könnte davon mehr erzählen, die hat mir schon öfters erzählt, dass sie dann auch so Kurierdienste gemacht hat. Weil die doch etwas älter war.., (aber) konkret könnte ich das jetzt nicht wiedergeben, was sie da gemacht hat. Die Kinder sind schon eingesetzt worden - (aber) ich nicht, ich war zu klein. Mich hat man da nicht eingesetzt, aber gespürt hat man die Heimlichtuerei. Dann war der Vater auf einmal vierzehn Tage nicht da, er war im Häf‘n. Wir sind ihm Essen-Bringen gegangen, Wie gesagt, man hat schon was mitgekriegt! Was ein Kassiber ist, hab´ ich gewusst, weil die Mutter in den Kuchen, den sie ihm geschickt hat, einen Kassiber hinein gebacken hat. Ein Kassiber ist eine unerlaubte Nachricht, ein Briefl, den man hineinschmuggelt oder herausschmuggelt. Das nennt man Kassiber, eh heut´ auch noch. .. Er (der Vater) ist nur deshalb nicht nach Wöllersdorf gekommen, weil er vier Kinder gehabt hat. Also, aus Rücksicht auf die große Familie und die vier Kinder haben sie ihn nie nach Wöllersdorf geschickt. Man wußte aber, dass es dieses KZ in Wöllersdorf gibt, da hat es immer geheißen: „Ja, der ist in Wöllersdorf und der.." Das war eigentlich ganz normal, dass immer irgendwer irgendwo eingesperrt war von den Bekannten. Das hab´ ich als Kind mitgekriegt. So wie der Vater gesagt hat: „Jeder anständige Mensch ist schon einmal gesessen!"