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Johann Pletzer

Rückzug mit Pferden
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Bernhard Popovic
Copyright Ort:
St. Johann
Aufnahmedatum:
2002-04-18
Epoche:
1945
Transkription:
Und mit 38 Jahren mußte ich zum Militär, zum Kriegsdienst. Da bin ich weit umeinander gekommen, bis Konstanza. Mit dem Zug, aber nicht mit dem Perosonenzug, sondern Viehwaggon. Keine Betten, sondern ein bißchen Stroh haben sie uns gegeben. und da mußten wir am Boden liegen oder es ist ein Podium errichtet worden im Waggon. Denen ist es auch nicht besser gegangen. .. Und dann sind wir gefahren. Wir haben geschaut in Konstanta: „Wo sind wir denn jetzt“, es ist ja rein italienische Vegetation. Da haben sie uns zurück nach Braila hat das geheißen, die Stadt am Prut, der Prut ist ein Fluß in die Donau hinein. Die Donau hat den Fluß nicht hineingelassen, zugestaut, da haben wir glaubt: „Sind wir jetzt schon am schwarzen Meer oder was?“ Nein, in Braila.. Da sind unsere Offiziere mit VW Schwimmern auf dem Prut Übungen gemacht. Das Auto hat hinten eine Schraube gehabt, eine Scheibe und ist scheinbar höchst unsicher gegangen. Und von Braila, das ist so gewesen, da sind massenhaft Pferde zurück gebracht worden von den Russen. Unsere Soldaten haben die Pferde beschlagnahmt, damit der Russe die Pferde nicht mehr bekommt. Weil der Russe ist ja immer schon hinterher gewesen. Immer zu Fuß. Da sind wir gefahren nach Nürberg. Aber die Bahnstation weiß ich nicht mehr. Da sind wir wieder 14 Tage im Waggon gewesen. Der Mist im Waggon von den Pferden ist schuhtief gewesen im Waggon drin. .. Und in Nürnberg sind wir auch wieder 14 Tage gewesen. .. Und von Nürnberg weiß ich nicht mehr ganz genau. Ich bin zufällig zu einer Schlächtereikompanie gekommen, zu einer Metzgereikompanie als Hilfsarbeiter dort gewesen. Monatelang mußte ich halt tun, was sie anschaffen, von der Viehbeschaffung bis hin .. Man hat mich ausprobiert, ob ich nicht Fleisch tragen könnte. Aber ich war zu schwach zum Fleischtragen, nur Viertel, nur Viertelteile. .. Wursterei, wo sie die Fleischportionen ausgeteilt haben. Und dann sind wieder plötzlich viele Pferde gekommen. Wo sie sie hergenommen haben, weiß ich nicht. Und da hat es geheißen: "Sie sind ja ein ausgebildeter Fahrer." Sie müssen jetzt zwei Pferde übernehmen zum Fahren. Da hat esfurchtbare Benzinnot gegeben. Da durfte kein deutsches Auto mehr fahren. Alles mußte mit Pferdefuhrwerken bewältigt werden. Und da bin ich geblieben zwischen 7. und 8. Mai in der Nacht. Drei Tage hat sich schon nichts mehr gerührt. Vom 4. Mai weg hat man keinen Schuß mehr gehört .. obwohl die Russen auf den Hügeln waren, im Hügelland. .. Das war in der Gegend von Oberwart.