Ruth Deutschmann

Benjamin Epp

Innsbruck

1995-01-01

1914

.. wie der Vater in der Küche gesessen ist mit der Gitarre und uns Kindern die Lieder gelernt hat. Der Vater hat gesagt zu mir .. das war früher die Küche, und da war die Küchenbank, wo wir alle sitzen haben müssen und essen. Und der Vater ist da gesessen auf der Bank - das habe ja nur ich machen lassen, die Stube, wie es mir passt - da ist er gesessen mit der Gitarre und hat gesagt .. : „Du singst den Sopran.“ Zum Rudi, der ist da gestanden, der ist acht Jahre alt gewesen, ich sechs: „Du singst den Sekund“. Zum Franzele, zum zwei Jahre jüngeren Bruder hat er gesagt: „Du singst die Grade“. Des Tenörl, halt. „So“, hat er gesagt, jetzt singst du den Sopran.“ Dann hat der Vater mir vorgesungen. Die Melodie und den Text dazu und ich hab müssen nachsingen, als Kind lernst ja sofort, da singst ja gleich nach. So, hat mein Vater gesagt: „Und iatz merksch dir des. So, und iatz kimmt der Sekund dazua,“ und hat er die 2. Stimme vorgesungen, und der Rudi hat nachgesungen. „Und iatzt singt es miteinander“, hat er gesagt. Dann haben wir es miteinander gesungen, so gut es gegangen ist, den Text und die Melodie merken. Aber wir haben das .. folgen haben wir auch müssen .. wir hätten uns nicht getraut sagen, ich mag nicht oder was. .. „Und du singst die Grade“! Da hat er das Tenörl vorgesungen. Mein Vater war ein musikalische Genie. Der hat alle Tonarten, die Stimmen, die verschiedenen, alles im Ohr gehabt, im Kopf. Da hat er gesagt: Und jetzt probiert es miteinander!“ Und dann haben wir es miteinander probiert. Wenn wir stecken geblieben sind, hat es geheißen: „Noch einmal“. So, und jetzt ist es gegangen. “So, jetzt merkt ös enk. Ich mach den Bass dazu“. Dann hat der Vater den Bass dazu gesungen. Und da haben wir ein „4-stimmigs-Gsangl“ beieinander gehabt und das hat uns natürlich auch gefallen, wenn es so schön klingt. Kinderstimmelen, mein Gott, die glockenreinen Kinderstimmelen.