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o. Prof. Dr. Helmut Heuberger

Verwundet im Viehwaggon
Videodauer:
03:19
Transkription:
Und, wie überhaupt diese russischen Helfer, die wurden immer „Pan“ gerufen, „Herr“, eigentlich lächerlich, aber: „Pan! Die Schale!“ und weiß der Teufel, „Die Flasche!“ und so weiter. Und die kamen also mit unglaublicher Geduld. Und ich hatte schon von meinem Vater, vom Ersten Weltkrieg, gehört, dass die russischen Krankenträger ? niemand ist so zart mit den Kranken umgegangen, wie die russischen Krankenträger, zum Beispiel. Also, das war, gut, aber, also, die erste Zeit war, da ging es mir noch ziemlich schlecht, und dann wurden wir also, in Güterwagen wurden wir dann wieder ein Stück weiter und, und einmal haben sie mich, da war eine Brücke gesprengt, da mußten wir auf Lkws umgeladen werden. Und dann hinter der Brücke wieder weiter, und da haben sie mich vergessen im Wagen, und ich konnte mich ja nicht rühren. Ich merkte plötzlich, es wird immer stiller und ich bin allein da, und dann habe ich zu rufen angefangen, und das war schon, ich und ? naja, schließlich haben sie mich gehört und geholt, aber, und dann ging es halt mit dem Viehwagen weiter, und das war, also, im Viehwagen auf Stroh, und ? war nicht sehr schön, aber mein Gott. Und ich weiß noch, dann kamen wir ins erste ordentliche Lazarett hinter der Front, und dann lagen sie halt stundenlang auf den Gängen herum. Und dann kam der erste Oberarzt, und der war sehr nett und hat mich also, hat sich zuerst einmal ein bißchen gekümmert um mich. Und dann, und dann habe ich ihm nur gesagt: „Bitte, versprechen Sie mir, daß Sie mich hier nicht weggeben auf Transporte, bevor ich nicht in einen richtigen Lazarettwagen kann.“ Habe ich, ich hatte diese, also diese entsetzlichen Viehwaggons hatte ich so satt, die zugigen und harten und, äh, aber gut, ich meine, Schmerzen hatte man sowieso. Ich war nicht zimperlich, aber, aber ich hatte einfach so genug, und das hat er auch gehalten dann! Und dann, und dann, mein Gott ? es ist eigentlich, bei mir konnte nichts gemacht werden. Der Schuß war da und es konnte eigentlich nichts repariert werden, es konnte nur, man konnte nur abwarten, bis es besser wird. Und, äh, ach, dann kamen die, dann kamen die Läuse noch in den Verband und, einfach furchtbar! Aber, aber gut, dann konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen, um vier Uhr bin ich endlich eingeschlafen, dann um fünf, halb sechs haben sie einem schon das Thermometer wieder unter die Achsel gebohrt und dann war es wieder vorbei mit dem Schlaf. Also, äh, aber, mein Gott, man ist ja, als junger Mensch hält man ja etwas aus, und, das gehört halt dazu gehört, ich meine, ich habe mich nicht aufgeregt darüber, aber es war, war schon nicht schön, aber andere haben natürlich viel schrecklicher gelitten, und haben viel fürchterliche, Schmerzen gehabt. Also, und dann kam ich also, mit dem ersten Lazarettzug kam ich eben dann zum Glück bis Schlesien, sie haben uns in allen polnischen Städten haben sie uns ausgeboten, sozusagen, aber überall waren die Lazarette voll, und so sind sie zum Glück gleich bis Schlesien durch, und von dort hat mich dann meine Schwester, im Moment, wo ich, wie es hieß, sitzend transportfähig war, hat mich meine Schwester nach Innsbruck geholt. Dann war ich in einem weiteren Lazarett, und von dort aus fing ich dann an zu studieren, und dann bekam ich einen regulären Studienurlaub, und dann kam wieder ein neuer Lebensabschnitt.