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Karl Mandler

Furchtbare Angst vor Dachau
Videodauer:
04:18
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Copyright Ort:
Kufstein
Aufnahmedatum:
1999-03-26
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicolse D ´Incecco
Epoche:
1939
Transkription:
Ich hatte furchtbare Angst vor Dachau. Ich wusste ja - war in Salzburg dann. Wurde ausgewiesen von den Nationalsozialisten, wurde zwar am Leben gelassen von einem Mann, dem ich heute noch dankbar bin dafür. Und wurde sogar in der Versicherung befördert, die nicht gewusst haben, wer ich bin. Aber ich hatte Angst vor Dachau. Ich habe in der Illegalität --ich war damals der illegale Landesleiter der illegalen kommunistischen Partei vom Bundesland Salzburg. Das hat die Gestapo nie erfahren. Ich habe alle meine Kontakte abgebrochen. Ich habe jedem gesagt, er darf mich auf der Straße nicht mehr grüßen. Er darf ja nicht mir nachgehen oder mir irgendetwas zustecken, ich werde überwacht, man soll mich in Ruhe lassen, sie müssen sich sofort darum kümmern, einen neuen Landesleiter in der Illegalität für die kommunistische Partei zu finden. Wissen Sie, ich hatte ja den Auftrag bekommen in der Illegalität, den Standort einer illegalen Zeitung aufzubauen. Eine ganze Druckerei zu kaufen. Habe alles gemacht. In der Illegalität durfte man nicht fragen. Ich hab am Anfang alles mit meinen Ersparnissen bezahlt, aber dann ist mein Kurier bei einer Wienfahrt hochgegangen. Dort saß die Gestapo in dem Lokal. Und ich hatte keine Verbindung mehr. Und ich musste dann zu Gericht und musste den Ausgleich oder den Konkurs anmelden. Hab mich dann verpflichtet, 50 Prozent aller Schulden freiwillig zu bezahlen. Und der Richter war einverstanden. Bin nicht eingesperrt worden in verso, aber ich habe Jahre hindurch viel bezahlen müssen, bis ich dieses ganze Geld abbezahlt hatte. Ich habe versucht, nach Jugoslawien zu kommen. Ich hatte eine illegale Anlaufstelle in Leibniz in der Steiermark. Der gab mir eine illegale Anlaufstelle, fünf Meter von der Grenze weg bei einem Bauern. Und der war schon sehr ängstlich. Der hat gesagt: „Du, ich glaub, die wissen schon was von mir und ich hab schon Angst um meine Tochter, um die Kathi, denn die führt die Leute immer über die Grenze.“ Und die war auch schon sehr ängstlich, aber sie ist dann doch in der Nacht mit mir gegangen. Aber ungefähr einen Kilometer vor der Grenze hat sie gesagt: "Du, jetzt geh ich nicht mehr weiter. Da drüben, da geht die Gestapo jetzt mit Hunden und das ist sehr gefährlich, ich kann nicht mehr weiter." Und ich hab ihr gesagt: "Aber ich kann doch allein nicht weiter, ich bin kurzsichtig. Ich renne denen in die Hände! Bis an die Grenze führ mich jedenfalls! Wenn ich drüben bin, dann werd ich schon selber die Möglichkeit haben, auf mich aufzupassen und weiterzukommen." Aber nein - dann hat sie gesagt: "Dann lass es sein." Bin wieder zurück - bin wieder zurück nach Salzburg. Aber meine Angst hat mich nicht verlassen. Und da kam mir eines Nachts ein Gedanke. Ich flüchte vor der Gestapo in die deutsche Wehrmacht! Ich melde mich freiwillig zum Eintritt in die deutsche Wehrmacht. Das ist die einzige Möglichkeit. Die werden mich annehmen und die Gestapo sieht mich nichtr nicht mehr in Salzburg und wird dann wahrscheinlich auch mich vergessen.