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Transkription:
Im Zillertal reden die Leute alle einander mit "Du" an. Das heißt "Du, Lehrer", "Du, Pfarrer", "Du, Dokter" – alle werden mit "Du" angeredet. Das hat mit Unhöflichkeit nichts zu tun, das ist einfach dort der Brauch. Und dieses Phänomen habe ich eimal gesprächsweise meinem Vater erklärt. Und der hat gesagt: „Also das gibts auf gar keinen Fall, die haben zu dir ,Sie‘ zu sagen!“ Hab ich mir gedacht: „Geh, Papa, red du.“ Inzwischen war ich schon so selbstständig, nicht, habe ich gsagt: "Jaja, is schon recht." Und habe einfach – war lächerlich, nicht. Und eines Tages hat dann der Vater erklärt, er kommt mich besuchen. Gegen Frühjahr hin war das dann. Ja, hat er mich besucht. Und meine Nachbarin, die Liesl, von der ich Ihnen das erzählt habe, die mir da den schönen Geschenkstisch da gerichtet hat - der habe ich es erzählt. Habe ich gesagt: "Liesl, jetzt kommt – mein Vater kommt mich besuchen." "Ja", hat sie gesagt, "des isch aber nett." Er soll unbedingt zu ihr hinauf kommen, sie möchte ihn auch kennen lernen. "Ja, ist recht.""Und wie dann der Papa da war, habe ich gesagt: „Jetzt müssma meine Nachbarin, die Liesl, besuchen, wissts schon, die, die immer so viel gibt und so nett is mit mir." Ja, geht er gern mit hinauf. Und die Liesl hat uns schon kommen sehen, da hat man so schön zur Schule herüber gesehn. Und sie war sehr schlecht zu Fuß und ist dann ganz vorsichtig auf den - sagt man Solder, also so im Erdgeschoß am Balkon, der rund ums Haus herumgeht - herausgehumpelt. Und wir sind so weiter unten gestanden und sie ist da so - hat sich da so auf die Brüstung gestützt und schaut so hinunter. Da sage ich: "Siehgsch, Liesl, des is jetz mein Papa." Dann sagt sie: "Ah, dü bisch Lehrerins Våtern." Und der Papa: "Ja, Grüß Gott" und freundlich und nett. Und wir sind dann hineingegangen und haben da auch - sind bewirtet worden. Und dann, wie ich wieder mit ihm ins Schulhaus zurück bin, habe ich nachher mich nicht halten können und habe gesagt: "Du, jetzt hat dich die Liesl aber auch mit ,Du‘ angeredet und du hast dich gar nit dagegen gewehrt." "Ja, das ist ganz etwas anderes. Das ist ja so eine liebe Frau, so eine freundliche, nette." "Ja", sage ich "siehgst es, so isses“ gell. Da kann man - per Distanz kann man gut reden, aber wenn man dann mit dem konfrontiert wird, schaut - nana, es war ganz in Ordnung, also so eine nette Frau, da kann man das doch nicht anders nehmen als wie sie es meint. Ja, die Liesl. Dann war er einverstanden, dass sie mich geduzt haben.