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Charlotte Rosmann - Beitrag in Arbeit

Nächte in der Besucherritze
Transkription:
Ja, und solche Veranstaltungen waren des öftern. Und wenn sie zu Ende waren, dann hat man natürlich nach Hause gehen müssen in der Nacht über diese verschneiten Wege und rutschigen, steilen Wege. Und dann hat es geheißen: „Lehrerin, magsch bei uns schlaffn?“ Und dann habe ich in der Besucherritze geschlafen zwischen dem Bauer und der Bäuerin. Ja – nicht nur einmal. Und in der Früh bin ich dann mit den Schulkindern in die Schule gegangen. Ja, das war der Schwendberg. - Was heißt Besucherritze? -: Ja, ein Ehebett, nicht. Links er, rechts sie – und in der Mitte ist die Besucherritze. Da hat können jemand schlafen. Zwischen den Eheleuten. Das war so. Da hat die Matratze – Matratzen – die haben ja keine Matratzen gehabt, das waren Strohsäcke. Die sind da in der Mitte zusammengstoßen und da hat man geschlafen. - Sensationell! Habe ich noch nie gehört. - Ja, das habe ich – das habe ich öfter erlebt. Nicht, wenn es – es war nicht immer der Fall, nicht. Aber ein paar Mal haben sie gesagt: „Lehrerin, magsch nit da schlaffn? Geahsch in der Friah mit Schualan a die Schüale.“ „A die Schüale“ – die haben so das „Ü“ für „U“ gesagt. Ja, dann habe ich in der Besucherritze geschlafen und das ist ganz tadellos gegangen. Haben sie mir – eine Decke, oder etwas werden sie mir schon noch gegeben haben, das weiß ich heute gar nicht mehr so genau. Und dann bin ich mit den Schulkindern in der Früh in die Schule hineinmarschiert. - Ich meine, ich frage deswegen oder für mich ist das – das ist ja ungeheuer intim, ja. Es ist ein Ehebett - als fremder Mensch - Ja. Ja! Ja, dazwischen drinnen. Ah, da haben sie gar nichts gefunden. Und ich eigentlich – ja, am Anfang habe ich mich schon – habe ich mir gedacht: „Ja, um Gottes Willen.“ Aber dann habe ich gesehen, er hat geschlafen, sie hat geschlafen, ich habe geschlafen, niemand hat wem was zuleide getan. - Und war das nicht unbequem? Weil das ist in der Mitte hart, da kommt ja Holz auf Holz - Ja, aber das - na, ich glaube das hat - der Strohsack ist da so mehr oben daraufgelegen. Na, das ist schon gegangen. Jaja, das waren eben - .. es war eben alles sehr einfach. - Und die jungen Burschen - haben die nicht den einen oder anderen Versuch - Freilich haben sie das versucht und haben gefragt, ob sie zum Fensterl kommen dürfen. Da habe ich gesagt: „Ja, wennd megsch, dass i dar en Nachttopf obischütt, dann derfsch kommen.“ Ich habe - da habe ich mich auf überhaupt nichts einlassen. Ich war da sehr sehr rigoros. Und nachher habe ich - in der Zeit war es schon so, dass ich in Mayrhofen so etwas wie einen Freund gehabt habe. Das war ein Finanzer, also ein Zollwachebeamter. Da hat sich da so etwas angebandelt. Und ich weiß noch gut, da ist der Bürgermeister von Hippach - Schwendbach gehört ja gemeindemäßig zu Hippach - der hat mich einmal besucht. Da hat er sich in der Küch so auf das Bankerl hingesetzt, dann hat er gesagt: „Iatz, Lehrerin, sag amal, hasche an Loter oder hasch koan?“ Sie sind nicht recht klug geworden aus mir, nicht, weil ich .. einfach diesbezüglich unzugänglich war.