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Charlotte Rosmann - Beitrag in Arbeit

Fräulein Lehrerin am Berg
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Matrei
Aufnahmedatum:
2009-01-01
Transkription:
Und da bin ich dann auf den Schwendberg hinauf. Das war schon eine große Umstellung und das war schon am Anfang nicht leicht. Nicht, so in einer einklassigen Schule. Und ich war ja noch völlig unerfahren. Ich habe ? jetzt da in Mayrhofen habe ich eine dritte Klasse geführt .. Und in der Schule, im Klassenzimmer drinnen war um den Ofen herum so wie ein Staketenzaun so ein Gartenzaun herum. Und da haben dann die Kinder ihre nassen Kleider hinaufgehängt. Und die sind dann im Laufe des Tages getrocknet. Und es war immer fein warm in der Schule. Und das Brennholz für den Schulofen haben die Eltern ruckkorbweise in die Schule gebracht. Da hat jedes ? jeder hat für sein Kind ein gewisses Quantum an Holz bringen müssen. Das war von der Gemeinde aus geordnet. Und dann haben sie es auch, wie der normale Schulbetrieb war, haben sie es auch brav getan. Ich habe bald einmal ? die Holzhütte war bald einmal voll. Und dann ist geheizt worden, mit Holz. - Wie groß ist Schwendberg? Und in welcher Höhe liegt das? Und wer hat dort gelebt? - Nur Bauern. Also ? wie hoch oben ? das weiß ich heute gar nichtmehr. Ich glaube, 1300 Meter, kommt mir vor, habe ich so dunkel in Erinnerung. Und da waren ? auf dem ganzen Berg verstreut waren Höfe. Und rund um die Schule herum war eben die kleine Kirche, das Schulhaus und drei Bauernhöfe. Und sonst nichts. Und die Kinder haben weite Schulwege gehabt. Und auch nicht ungefährliche. Nämlich für Lawinen ? da hat es so Lawinenstriche gegeben. Und die Leut waren alles Haupterwerbsbauern, also haben nur von der Bauerschaft gelebt. Und waren ? wie gesagt, das habe ich, glaube ich, gestern schon erzählt ? es war sehr viel Inzucht. Also es waren viel ? ich habe bei den Kindern neun ? nur neun verschiedene Schreibnamen gehabt. Die waren alle miteinander verwandt irgendwie. Walcher und Schößer und Schiestl und ich weiß nicht, wie sie alle geheißen haben. Waren alles eigentlich kinderreiche Familien und fast in jedem Haus war irgendein Kind oder auch Erwachsener, der geistig behindert war. Oder geistig und körperlich behindert war. Klar, durch die Inzucht. Und wenn einer der Bauernsöhne, der jungen, von einem anderen Berg eine Partnerin sich geholt hat ? die haben es ja behandelt, als wenn sie eine Exotin von weiß ich woher gebracht hätte. Das war damals so. Des hat sich inzwischen grundlegend geändert.