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Dr. Richard Staffler

Vom Blutsonntag in Bozen
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Bozen
Aufnahmedatum:
2008-08-20
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1921
Transkription:
Dann ist noch etwas Interessantes. Das erzähle ich Ihnen auch noch. Da war ich - ich weiß das deswegen, weil ich dabei war. Das war ich zehn Jahre alt, genau. Mein Vater war damals Richter in Lana bei Meran. Und der hat mich ab und zu nach Bozen mitgenommen, wenn er nach Bozen gefahre ist, weil dort seine Eltern waren. Die haben dort ein Haus gehabt und so weiter. Und die Großmutter hat immer zu meinem Vater gesagt: "Nimm das Bübl mit, nicht." Die hat mich so vilel gern gehabt. Da hat er mich also hin und wieder einmal mitgenommen. Da sind wir also hinunter. Und da war in Bozen ein Trachtenumzug vorgesehen, Schützen in Trachten, Musikkapellen in Trachten, alles in Trachten, schön, feierlich, wie es tirolerisch ist, nicht, schöner kann es nicht sein. Und, was ist nachher? Auf einmal tauchen Faschisten auf mit Knitteln und gehen auf die Leute los. Und da haben sie nachher, .. nachher einen Buben, einen Schüler, dem sind sie auch nachgelaufen, und der Schüler war aus Marling, Marling das ist ein Ort bei Lana bei Meran. Und der Lehrer von dem Buben, der hat sich Innerhofer geschrieben, Innerhofer, ein Lehrer, und der hat das gesehen, dass sie dem Buben nachlaufen und verfolgen und hat ihn wollen retten, nicht wahr und ist ihm nachgelaufen und sind in Stilldorf hinein, das ist ein grosses Haus im Zentrum mit einem riesigen Eingang und da sind sie dort hinein im Glauben, dass sie dort eine Ruhe haben. Da sind die Faschisten aber nach, nicht wahr, und haben den Innerhofer zack, zack, niedergeschossen. Das müssen Sie schauen. Da ist heuite noch die Tafel drinnen. Und der Bub, der ist natürlich ausgekommen, den haben sie laufen lassen, aber den Lehrer Innerhofer haben sie erschossen. Da ist ein schönes Getäfel oben, wo die Geschichte oben steht, dass er erschossen worden ist und so weiter. Und das war nachher - und da war ich mit meinem Vater in Bozen. Und wie der Vater gesehen hat, holla, da ist so eine Art Aufstand, da ist er mit mir, und hat gesagt, komm nur, da gehen wir gleich nach Haus, hinaus zur Nona - wir haben die Großmutter die Nona genannt - .., dort bist du sicher, hier bist du nicht sicher. Dann sind wir hinaus. Hinaus sage ich, weil sie haben etwas außerhalb von Bozen gewohnt, in Rensch nennt man das. Da haben sie ein Haus gehabt. Da bin ich mit dem Vater hinaus zur Oma, nicht und so weiter. Es hat sich in der Stadt mit der Zeit alles gerächt, mein lieber, da ist eine halbe Revolution entstanden. Das können Sie sich ja vorstellen.