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Karl Stern

Bordschütze der nicht schießen will
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Neustift/Stubaital
Aufnahmedatum:
2008-06-15
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1937
Transkription:
Und einmal, als ich - ein weichender Bauernsohn ist eigentlich etwas gewesen, der wird einmal Knecht. Das wollte ich überhaupt nicht werden. Und nachher bin ich zum Militär gekommen. Und da bin ich .. einem Tiroler begegnet, der war ein Major aus der Umgebung von Innsbruck. Das war in München, und der war bei der Luftwaffe auch, und der hat mich als Fahrer erkoren. Ich habe alle vier Führerscheine machen müssen da nach der Rekrutenausbildung. Und dann sind wir ganz gut ausgekommen. Und am Freitag Abend sagt er, er wünscht mir ein schönes Wochenende. dann sage ich: "Bitte, Herr Major, fragen zu dürfen, ob ich nicht mit seinem Auto könnte einen Rutscher ins Stubai machen." Das hätte ich nicht tun sollen. Da ist er ausgerastet. So eine Frechheit ist ihm noch nie untergekommen, und er will mich am Montag nicht mehr sehen. "Da schieben Sie Wache, von mir aus." Aber er will mich nicht sehen. Das hätte ich nicht sagen sollen. .. Ich wollte nur in Neustift sagen, da können sie jetzt herschauen. Die haben noch kein Auto gesehen und ich fahre mit einem Wagen vor. Das war - also, in den Jahren ist das auch verzeihlich, war ein Blödsinn. Ja, und dann habe ich gleich wieder einen gehabt und habe einen LKW fahren müssen, einen Zanker, und da war auch noch Vorkriegszeit. Und da war auf am Flugplatz weiter nördlich - haben wir müssen so mit dem .. Dings auf den Flugplatz hinaus fahren. Und wenn eine Maschine startet oder anfliegt, habe ich müssen den Motor anlassen. Neben mir ist ein Sanitäter gesessen. Da kommen zwei Leutnants. Und der eine redet zweifellos Höttinger Dialekt. dann sage ich: "Herr Leutnant, einen Moment, ich bin aus Stubai und Sie sind ein Höttinger." Und der hat eine Freude gehabt! Und ich auch. Und dann sagt er: "Ich suche eh einen .. Ding." Ob ich nicht bei ihm Bordschütze machen könnte. Dann sage ich: "Da müsste ich ja auf jemanden schießen, der mir nie was getan hat." Habe ich gesagt, natürlich die dümmste Auskunft. Dann ist er ausgerastet, hat mir gedroht, er bringt mich vors Militärgericht. Gelt, da war noch kein Krieg. Und ich habe dann 14 Tage sehr Angst gehabt, was tut er? Dann habe ich mir gedacht: "Jetzt gehen mir die Tiroler auch auf die Nerven." Der dritte Tiroler war nachher, da bin ich dann in Berlin. Wir sind wieder neu aufgestellt worden, weil unsere Einheit total aufgerieben war. Und da hab ich müssen UvD machen, und da hab ich mir gedacht: "Hoffentlich ist es eine ruhige Nacht, dass da niemand kommt." Und nach Elf - ich habe da geschlafen, ist schon eine Pritsche da gewesen - und dann kommt einer, als wenn er von König Laurins Rosengarten entsprungen wäre. Klein, Mordsnase, und meldet da: "Gefreiter Putz", und von wo er herkommt. Dann hab ich mir gedacht: "Teufel, der hat doch einen Dialekt gehabt, der österreichisch ist. Das ist ein heimatliches Ding", weil ich ja unter lauter Preußen war. Nachher - und so an Koffer hat er gehabt, einen komischen Holzkoffer. Und da sind wir über die Stiegen hinauf, und dann sag ich, wo er herkommt. Ja, also - hat er wieder angefangen: "Na, wo daheim bist." "Ich bin ein Franziskanerpater von Schwaz in Tirol."