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Oswald Perktold

Man köpft nicht - man schenkt Blumen
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Pettneu
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
2009
Transkription:
Ich war überall - überall dabei als junger Mensch. Ich war Schuhplattler. Ich war - ich war Musikant. Ich war beim Kirchenchor, beim Männerchor. Und einer meiner schlimmsten Albträume war lange Zeit, dass ich wieder als Kapellmeister der Musikkapelle Pettneu mit Schärpe, weißem Handschuh, eine Prozession mitbegleite. Das war so entsetzlich, dass ich wieder eben zu dieser Musikkapelle gangen bin, dass ich heilfroh gewesen bin, als ich in der Tirolischen Gegenwart aufwachte. Also das bedeutet auch, Tiroler zu sein, wenn man vielleicht solche Albträume hat. Die Schützen haben mich nie zugelassen oder ich mich selber nicht. Aber es - ich will da nicht spotten. Ich kann das ja nur auf mich selber beziehen. Ja, wenn ich etwas nicht mag, ist es mein gutes Recht, wie ich damit umgehe, ist wieder eine Geschichte. Da kann ich schlecht damit umgehen, indem ich herumschimpfe und unqualifiziert mich äußere. Oder ich kann etwas schreiben zum Beispiel. Ich habe ein Buch geschrieben mit dem Titel "Delphin im Eis" mit Bildern von Werken des Martin Gundolf, ein Telfer Bildhauer. Er hat seine Bilder und kleinen Reliefs "Satiren" genannt. Und ich hab kurze Texte zu diesem Land - das Wort "Tirol" kommt nie vor. Vielleicht bedeutet Tiroler zu sein für mich auch, dass Tirol nie vorkommt. Aber trotzdem habe ich - meine Texte behandeln alle Tirol. Dass man zum Beispiel das - den Tirolern nicht den Kopf abschneidet, wenn sie protestieren wollen, sondern ihnen einfach Blumenschmuck hineinstopft, Blumen. So ein kleiner Text heißt "Blumenschmuck". Dass eben die Regierung in diesem Land - obwohls so viele Blumen gibt, tausenderlei, eine Blumenschmuckaktion ins Leben gerufen hat. Und Leute gehen herum und suchen die besten Blumenschmückerinnen, Blumenschmücker. Und eben dann auf der - auf der metaphorischen Ebene: Wenn jemand kritisiert, stopft man ihm Blumen in den Mund - ins Maul natürlich, muss man sagen.