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Frieda Schwabl

Gefangen im eigenen Land
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Vöran
Aufnahmedatum:
2008-05-05
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Mann ing - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nic ole D ´Incecco
Epoche:
1945
Transkription:
Und dann ist der Krieg gekommen. Und dann hat der Bruder - wir haben einen Bruder gehabt - er hat studiert - einrücken müssen, dann ist er ein Jahr im Krieg gewesen. Die Ausbildung hat er in Graz gemacht. Dann ist er nach Italien gekommen als Dolmetscher, und dann ist der Zusammenbruch gewesen. Dann ist er als Gefangener nach Neapel gekommen, da kannst du sagen: im eigenen Land - Wir haben sieben Monate nichts gewusst, ob er noch lebt oder schon gestorben ist. Und nachher, nach sieben Monaten ist der erste Brief gekommen, nur weil sie herausgekommen sind, weil er zu Zivilisten gekommen ist. Denen hat er die Post gegeben. Und die ist hierher geschickt worden. und die haben ihm wieder die Post gegeben. Und so ist es gegangen. Und dann hat er einmal geschrieben, er sei jetzt im Büro, weil er gut englisch können hat, und er hat gelesen, wenn einer durchgeht und ein Monat lang nicht auftaucht, dann schauen sie nicht mehr nach. Dann hat er geschrieben, er wird nicht mehr ein Jahr in Neapel bleiben. "Eines schönen Tages werde ich kommen." Dann hat ihm ein anderer, ein Österreicher, seine Identität geliehen, den haben sie wieder hierher geschickt, wieder hinunter geschickt .. und er ist dann der fünfte gewesen, der durchgegangen ist. Dann haben ihn die Italiener mit Ross und Wagen zum Zug geführt, dann ist er herauf. Bis unter Verona ist das ganz gut gegangen, aber ab da ist es einfach zum Teufelholen gewesen ... er ist nicht so blond gewesen wie wir, aber er ist ganz blond gebrannt gewesen von der Sonne und die blauen Augen. So hätte er halt müssen ein Deutscher sein, weil er auch italienisch wie deutsch gekonnt hat .. wollten sie ihn arretieren, aber sie haben nichts machen können. Er ist Italiener gewesen und fertig! Und als er gekommen ist, da haben wir einen Hund gehabt, der hat ihn zwei Jahre nicht mehr gesehen gehabt. Da hat der Hund ganz wild getan, so übereinander gerollt, wegen und geschrieen und gewinselt. Da haben wir beim Fenster hinausgeschaut - es ist ein Sonntag gewesen - und da haben wir gesagt: "Wie tut denn auf einmal nur der Hund!" Da ist es der Luis gewesen. - Ja. Das war schon eine Freude. - Ja wirklich.