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Bianca Maria Conzetta Elisabeth Rosa Seiffertitz

Ich lebe noch - der Krieg ist aus
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Innsbruck
Aufnahmedatum:
2008-08-20
übersetzt ins Englische von:
Sylivia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1944
Transkription:
Ich bin jetzt eigentlich eine Tirolerin geworden. Aber wenn ich ein bisschen Italienisch einmal höre oder irgend so etwas, dann zieht es mich doch in die Heimat hinein. Denn wie ich Typhus gehabt habe - das wollte ich Ihnen sagen - habe ich zum Fenster hinausgeschaut, wie ich Italienisch reden gehört habe. Und ich war sehr schwach und bin so halb hängend an den Betten bis zum Fenster. Und da habe ich ihnen "Ciao" gesagt. Da haben sie geglaubt, ich bin eine KZlerin, weil ich so mager war. Ich hab nur etwas über 40 Kilo gehabt, und eine Glatze, kein Haar. Jetzt habe ich genau wie eine KZlerin ausgeschaut. Und da habe ich ihnen zur Beruhigung gesagt: "Guerra pian pian finito" - der Krieg ist langsam aus. Und so habe ich denen eine Freude gemacht. Die mussten nämlich die Bombenschäden - mussten sie alle richten, die Italiener. Die waren auch Gefangene von den Deutschen, nicht. Und dann hab ich mir gedacht - haben sie mich aber weggenommen auf die Interne, um mich aufzupäppeln. Aber man hat mich nicht aufpäppeln können. Die haben ja nichts gehabt. Dann habe ich gedacht, wie soll ich ihnen jetzt sagen: "Ich leb noch." Es hatte ja in der Nazi-Zeit keine Klosterfrauen mehr gegeben in den Spitälern. Jetzt habe ich mir Handtücher stibitzt, fest gestärkte, und habe mich so angezogen wie eine Nonne - da und hier herunter und bin auf das Fenster hinauf und habe so quasi Fenster geputzt, und habe ihnen aber ein Zeichen gemacht. Da sind sie alle - die Gefangenen vorbei unten. Und einer hat den andern gepufft, und alle haben hinaufgeschaut. Und dann habe ich gewunken. Und dann habe ich "Adieu" gesagt das letzte Mal.