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Georg Cernusca

Okelerimi
Videodauer:
03:09
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Innsbruck
Aufnahmedatum:
2008-08-21
Epoche:
1929
Transkription:
Ich war Unteroffizier. Ich bin weiter nie gekommen, weil ich mich beim Militär nicht interessiert hab. Also, wenn man nicht alles mitgemacht hat, konnte man ja nicht avancieren. Aber ich war nicht lange - ich bin nur die ersten drei Monate oder vielleicht sogar weniger, weil sie beim Militär schon gleich gesehen haben, dass man mit mir nicht so einfach verfahren kann. Der Unteroffizier, der ungebildet war, hat mir eine Ohrfeige gegeben. Gleich am Anfang. Er hat mich gerufen: "Okelerimi!" Das heißt Augengläsermann, übersetzt - das war rumänisch. Und er hat mir eine Ohrfeige gegeben, hat mir die Augengläser zerschlagen. Und da musste ich - ich habe nichts mehr gesehen. Überhaupt nichts. Weil ich war damals kurzsichtiger wie jetzt. Wenn man älter wird, wird man mehr weitsichtig, so ändert sich das. Und der Regimentskommandant hat das gesehen, da war er draußen gerade. Also, das war so. Ich habe gedacht - es war beim Wachdienst in der Nacht beim Eingang der Kaserne, direkt vor der Haupttür. Und da ist der Regimentskommandant gekommen und er wollte mich testen oder was. Ich hab ihn aufgehalten, weil in die Kaserne konnte man nicht einfach so gehen. Wenn man gleich hereingekommen ist, waren noch vielleicht 20 Meter, da waren die Büros alle und so weiter und das war verboten. Ich habe dann Auftrag gehabt, alles zu schützen, wo es geht. Und dann habe ich so in die Luft geschossen einmal - und da hat er gesagt, ja, ich meine es sehr ernst. Da ist er zu mir gekommen und hat sich entschuldigt. Und dieser Mann hat mich dann nicht lang in der Kaserne gelassen und hat mich zu sich in die Wohnung genommen. Und bei ihm in der Wohnung war seine Gattin oder Freundin oder was. Ich weiß es nicht. Ich habe niemals gefragt, es hat mich nicht interessiert. Und die hat eigentlich nichts gemacht. Sie ist den ganzen Tag im Lehnstuhl gesessen. Aber wir sind auch hinaus gefahren. Da war schon möglich. Vielleicht sind ja .. Und ich habe mich mit ihr über alles unterhalten. So wie damals bei uns die Zeit war, war das französisch - jetzt ist ja alles englisch. Und das ist besser, denn französisch ist ja wohl eine Kultursprache, aber mehr auch nicht mehr. Also Umgang .. Gebiete da in Afrika und so weiter, wo ja französisch gesprochen wird. Aber englisch ist wichtig. Esperanto war früher. Und das habe ich gelernt. Das habe ich gekonnt. Also ich konnte mit jedem .. sprechen, denn es war für mich eine .. eine Möglichkeit, mit Menschen zu reden, deren Sprache ich nie gekannt habe. Das war so - das hat man auf der Mittelschule gelernt. Gut - das ist das. Ja, so habe ich ausgesehen - so habe ich ausgesehen. Man ist so herumgegangen. Ja. - Gehen wir weiter.