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Karl Mandler

Südtirol war unser Land
Videodauer:
02:42
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Kufstein
Aufnahmedatum:
1999-03-26
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
Epoche:
1919
Transkription:
Ja, also man hat bei uns geschimpft zu Hause. Auf der Straße. Alle Kufsteiner, alle Tiroler haben geschimpft: „Wir lassen uns das nicht gefallen." Das ist die größte Gemeinheit, denn die Italiener sind ja nur da heraufgekommen, weil unsere Truppen zurückgegangen sind. Die Italiener haben ja Südtirol nicht erobert seinerzeit, sondern es war eben grenzlos. Es war keine Grenze und sie sind bis da heraufgekommen. Sie wären ja bis nach Innsbruck gegangen, wenn nicht dann die anderen Mächte die Italiener gezwungen hätten, sich bis zum Brenner zurückzuziehen und der Brenner als die natürliche - damals - natürliche Grenze zwischen Österreich und Italien anerkannt worden wäre. Wie wenn es notwendig gewesen wäre, eine natürliche Grenze zu haben. Bis nach Ala, bis da hinunter, das war unser Land, das war Südtirol. Aber natürlich, als junger Mensch empfindet man das nicht so wie als älterer Mensch. Ich kann mich erinnern, wie mein Vater beispielsweise sich so furchtbar geärgert hat, als die Alliierten nichts getan haben dazu, dass wir unsere Südtiroler wieder zurückbekommen, sondern dass sie damit einverstanden waren, dass die Italiener am Brenner bleiben. Sie mussten zurück zum Brenner - sie waren schon über dem Brenner herein nach Innsbruck. Aber sie mussten zurück zum Brenner. Und das blieb die Grenze und ist sie leider heute noch. Ich muss wirklich sagen: "Leider." Weil jeder Krieg - das zeigt ja auch wieder die Geschichte so eindeutig - jeder Krieg bringt Grenzverschiebungen und schafft menschliche Minderheiten in anderen Staaten, die es so furchtbar schwer haben, sich dort durchzusetzen. Eben deshalb, weil sie eine Minderheit sind und von der Mehrheit natürlich nichts erwarten können, dass man anerkennt ihre Sprache, ihre Rechte, ihre Kultur, ihre Lebensgewohnheiten.