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Karl Mandler

Sudetendeutsche Illegale
Videodauer:
03:20
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Kufstein
Epoche:
1938
Transkription:
Wir in Kufstein, wir hatten nur etwas, was ich selbst auch gesehen und miterlebt habe. Wir in Kufstein hatten eine sehr starke Gruppe von ehemaligen Sudetendeutschen. Die waren bei uns in Kufstein ansässig, vor allem in dem Gebiet Sprachen waren dort in der Pirlo-Blechwarenfabrik beschäftigt und waren sehr stark funktionell vertreten in der sozialdemokratischen Partei. Da waren mit ganz wenigen Ausnahmen alle Funktionäre Sudetendeutsche. Selbst der Bezirkssekretär der sozialdemokratischen Partei vom politischen Bezirk Kufstein war ein Sudetendeutscher. Das haben wir festgestellt, dass die sich nicht nur sesshaft gemacht haben, sondern dass sie es auch verstanden haben, in der sozialdemokratischen Partei die wichtigsten Funktionen an sich zu binden. Und es waren nur ganz wenige wie mein Vater - er ist ein geborener Innsbrucker, dann ein Pustertaler, dann aus Salzburg - die Funktionäre - aber alle anderen waren Sudetendeutsche. Das ist das, was mir als junger Mensch aufgefallen ist, weil ich auch gesehen habe, dass diese Gruppe immer eng beisammen war. Die haben immer zusammengehalten. Sie haben zwar die anderen nicht hinausgedrängt, die keine Sudetendeutschen waren, aber sie haben sich dort, wie gesagt, nicht nur einen festen Wohnsitz, sondern auch einen festen gesellschaftlichen Platz erobert in der Grenzstadt Kufstein. Das war’s, was ich als junger Mann seinerzeit schon festgestellt habe. Und auch mit meinem Vater besprochen habe, der das aber als nebensächlich und überhaupt nicht von Bedeutung abgetan hat. Später aber hat man bemerkt, was das bedeutet hat, die Sudetendeutschen in Österreich. Was hat das dann später bedeutet? Worauf ist man dann gekommen? Es waren lauter Nationalsozialisten. Selbst der Parteisekretär hat im 38er-Jahr beim Einmarsch der Legion und der deutschen Wehrmacht das illegale Naziparteiabzeichen getragen. Ja, sie waren Sudetendeutsche. Sie waren nicht Sudetenhabsburger oder Sudetenösterreicher. Sie sind heimgekehrt in ihr deutsches Reich. So war’s in ganz Österreich.