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Wilhelm Egger

Alte österreichische Schule
Videodauer:
04:59
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Laurein
Aufnahmedatum:
2008-05-08
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1917
Transkription:
In Österreich hatten ja die einzelnen Länder ihre Ausbildung, die Italiener die italienische und die Deutschen eine deutsche. In allen Ländern war das auch, in Slowenien und in Kroatien, damals, vor dem Ersten Weltkrieg. Österreichische Kronländer hatten alle ihre eigene Sprache. Bis 1928 oder 29 habe ich acht Jahre Volksschule in Laurein besucht, und zwar seit 1923 italienisch. Und, das muss ich sagen, es waren gute Lehrerinnen. Alle haben noch die alte österreichische Lehrerbildungsanstalt besucht, sie waren keine Faschisten. In der Pause haben wir deutsch gesprochen, halt Dialekt, und das hat sie nicht gestört. Sie verlangten auch kein "Sieg heil dem Führer", wie man es nachher unter dem Faschismus machen musste. Zwei Lehrerinnen stammten aus Sulzberg, und eine Lehrerin war fünf Jahre dann in Laurein, die war eine Giunette aus Castelfondo, die Nachbarsgemeinde praktisch. Sie hatten wir auch immer beim Religionsunterricht, weil da waren wir, nur seit '24 glaube ich, haben wir nicht mehr dürfen, hat der Pfarrer nicht mehr dürfen, den Religionsunterricht in deutsch zu halten. Da ist dann der Deutsch- und der Religionsunterricht in der Pfarrschule gewesen, der Pfarrer hat den Religionsunterricht im Pfarrhaus, gehalten. Oder manchmal in der Kirche oder in einem Haus, das der Pfarre gehört hatte. Und dann, mit 14 Jahren, ist eine italienische Lehrerin, eben diese Giunette gekommen, und hat mich ersucht, ob ich nicht studieren möchte. Denn sie stammte aus Castelfondo, und aus Castelfondo stammte auch ein Kapuzinerpater, und der meinte, ob nicht in Laurein so Burschen wären, die zu den Kapuzinern gehen könnten. Nach Trient, dort hatten sie ein eigenes Gymnasium, eine Schule, und sie hat gleich drei gefunden. Zuletzt ist sie bei uns beim Hof vorbeigegangen und hat auch mich gefragt. Mich hatte schon der Seelsorger zwei Jahre vorher gefragt, ob ich nicht studieren möchte. Da ist etwas dazwischen gekommen, ich habe nicht mehr recht Freude gehabt. Dann hat die Mutter, selig, noch gesagt: "Ja, du musst den Herrn Pfarrer fragen, weil er's schon einmal mit dir es versucht hatte." Ich habe zwar den Pfarrer gefragt, und der Pfarrer hat gleich gesagt: "Wenn du studieren willst, dann gehst du nicht nach Trient, sondern nach Bozen ins Franziskanergymnasium!"