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Madalena Vietoris

Wir haben keinen Kick gebraucht
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Innsbruck
Aufnahmedatum:
2008-05-01
Epoche:
1944
Transkription:
Ich war damals elf und meine Schwester war zehn - und immer die Angst: "Brennt unser Haus?" Wir haben ja den Schock von den Großeltern gehabt. Und "Leben die noch?" Und dann war manchmal am Weg Fliegeralarm. Dann sind die großen Buben, die von der fünften, von der sechsten, die eben da auch - ist eine ganze Schar gewandert. Die haben immer eine von uns gepackt und sind in nächsten Stollen gelaufen. Es war ja die ganze Nordkette voll Luftschutzstollen. In Thaur, in Rum, in Mühlau, in Arzl waren überall Luftschutzstollen. Dann ist man gelaufen. Und wenn Entwarnung war, sind wir halt wieder weiter gegangen bis Innsbruck. Also mir haben keinen Kick gebraucht. Wir brauchten unsere Grenzen nicht auszuloten. Die haben wir ausloten müssen. Und die Beziehung zu den Mitschülern und auch zu den Lehrern war eine ganz andere als nach dem Krieg, muss ich sagen. Wenn man mit einem Lehrer zusammen im Luftschutzkeller sitzt, und wenn dann der Direktor uns die Katze vom Schülerheim bringt, dass wir spielen können, oder Äpfel aufklaubt im Garten und uns einen grünen Apfel bringt, da ist das Verhältnis schon ganz anders. - Die Lehrer waren damals gute Lehrer. Mir mussten lernen, aber die waren damals ganz anders, als ich es nach dem Krieg erlebt habe. Da waren sie so distanziert. Heute ist das, glaub ich, anders. Aber insofern war das eine schöne Schulzeit.