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Josef Schärmer

Fliegeruhren
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Zirl
Aufnahmedatum:
2008-08-19
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1945
Transkription:
Am 1. Mai 1945 haben wir unsere Personalakte bekommen. Wieso, weiß ich nicht. Jedenfalls halt angeschaut. Ich war stolz, ich habe eine sehr gute fliegerische Beurteilung gehabt, also wirklich. Und - in dem Personalakt stand unter anderem die Beförderung zum Leutnant. Während ich lese, kommt der Staffelkapitän und sagt: "Schärmer, wir fliegen jetzt sofort nach München." Darauf sage ich: "Herr Hauptmann, schauen Sie da." - "Machen wir später, wenn wir zurückkommen." Nach München geflogen - kann nicht mehr sagen, war es München-Riem oder München-Fürstenfeldbruck. Das weiß ich nicht mehr. Sobald wir gelandet sind, gibt er mir so ein Schreiben. "Da in dieser Baracke und so weiter, musst du jetzt 42 Fliegeruhren abholen." Also, er hat mich nur vorgeschickt sozusagen. Er hat sich nicht getraut. 42 Fliegeruhren am 1. Mai 1945! Wofür? Also, ich bin da hinein .. und bekomme die 42 Fliegeruhren. Und bringe sie. Da hat er mit einem anderen Offizier geredet. Nachher sagt er zu mir: "Sind Sie die Siebel geflogen?" Sage ich: "Ja!" Ja, der könnte das machen. "Ja, Sie sind mein Mann!", der andere. "Sie fliegen heute abends nach Salzburg." Salzburg-Aigen. Das muss jetzt ein Stadtteil von Salzburg sein. Damals war es ein Feldflugplatz. Ich habe eine Fliegeruhr geschenkt bekommen und abends bin ich nach Salzburg-Aigen geflogen. Und habe da allerhand Kunststücke aufgeführt - Ich habe gewusst, das wird der letzte Flug gewesen sein. Lande, rolle zur Baracke hin, zur Flugleitung, steht schon ein Offizier neben dem Flugzeug. Ich steige aus. "Wo ist die Besatzung?" - "Sapperlot", habe ich mir gedacht, der versteht einmal gar nichts." obwohl er ein Fliegeroffizier war. Sage ich: "Ich bin allein." Dann hinein in die Flugleitung. Und die war gesteckt voll hoher Offiziere und so weiter. Und da bin ich gefragt worden: "Können Sie abends nach Barcelona fliegen?" Sage ich: "Ja, wenn das Flugzeug voll getankt ist", also diese Siebel 204 D. "Ah, sind da mehrere Tanks?" Sage ich: "Ja!" Ich bin sie ja gut geflogen. Und da muss umgepumpt werden, weil die Motoren", ist zweimotorig gewesen, "die Motoren entnehmen nur aus einem bestimmten Tank den Sprit, man muss von dem anderen umpumpen." "Aha! - Legen Sie sich nieder, Sie werden geweckt." Und da habe ich unter anderem - schaue ich so, denke ich mir, das ist doch der General Galland, der Fliegeroffizier. Habe ich mir gedacht, ja - ist weit weg gewesen - und jedenfalls bin ich am nächsten Tag nicht geweckt worden. Das Flugzeug war auch nicht mehr da. Ich habe ein anderes Flugzeug bekommen und wir sollten - in - zweisitzig, hinten ist einer gesessen, ein junger Bursche so wie ich. Nie gesehen - nie ...