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Dr. Prof. Erika Hubatschek

Durch Arbeiten kommt man zusammen
Videodauer:
02:25
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Innsbruck
Aufnahmedatum:
2008-08-22
Epoche:
1939
Transkription:
Oder ein Erlebnis fällt mir ein: Im Hopfgartner Raum, im Brixental, die Almen, habe ich im Sommer Almerhebungen für die österreichische Almstatistik gemacht. Da bin ich von Alm zu Alm gegangen, 1948, Und da musste man noch selber Mehl oder Brot mitnehmen. Milch und Butter hat man schon auf der Alm bekommen, aber Anderes hat man selber mitnehmen müssen. Den schweren Rucksack und Papier zum Tragen auch noch. Ja, und da bin ich bei einem Hof vorbeikommen, wo ich gewusst habe, ich gehe auf die Alm. Und die waren grad beim Mähen. Ich bin zu dem Bauer hin, und habe mir gedacht, ich frage da, der wird das alles besser wissen, brauche ich nicht lang oben fragen, und habe gesagt: „Grüß Gott, ich möchte etwas wegen der Alm fragen.“ Hat er nicht aufgeschaut, weitergemäht und gesagt: „I han kan Derweil nit“, also,„ich habe keine Zeit“. Dann habe ich gesagt: „Das ist ein amtlicher Auftrag, das muss gemacht werden.“ Hat er gesagt: „Sollen die Herren aus der Stadt zuerst hinausgehen, bei uns arbeiten, nachher wissen sie, wie es da ist, dann brauchen sie niemanden fragen schicken.“ Und dann habe ich gesagt:„Ja, aber wenn ihr einmal eine Subvention haben wollt für die Alm, müssen die ja wissen, wie es mit der Alm ist.“ Hat er gesagt: „Ich hab noch nie eine gekriegt, ich brauch keine.“ Darauf ist er dagestanden. Ich habe nicht mehr gewusst, was ich fragen soll. In dem Moment hat die Bäuerin ihre Sense aufgehängt, so ein kleiner Stadel war dort, und ist kochen gegangen. Natürlich ihren Wetzstein, den hatte sie ja umgehängt, den hat sie mitgenommen. Dann habe ich mir gedacht: „Wart“, und habe die Sense genommen, die da gehangen ist, und habe wie die Bäuerin einen Streifen, dann der Bauer, und der nächste und so weiter. Und habe also in dem Streifen von der Bäuerin weitergemäht. Er hat vorn gemäht, und ich habe nachgemäht. Haben wir bis ans Ende von der Parzelle gemäht. Dann hat er wortlos, er hatte noch kein Wort geredet, meine Sense genommen, sie gewetzt, wie man muss. Ich habe das nicht machen können, weil ich keinen Wetzstein hatte, den hat ja die Bäuerin umgehängt gehabt. Hat er mir’s gewetzt, und hat mir’s wieder in die Hand gegeben, wortlos. Danach sind wir hinaufgegangen, wieder an den Anfang von dieser Parzelle, und haben wir den nächsten Streifen gemäht. So haben wir gemäht, bis wir fertig waren. Und dann hat er gesagt: „So, und jetzt gehst mit uns zu Mittag essen.“ Ich meine, durchs Arbeiten kommt man zusammen.