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Dr. Prof. Erika Hubatschek

Flachs - vieler Hände Arbeit
Videodauer:
01:45
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Innsbruck
Aufnahmedatum:
2008-08-22
Epoche:
1937
Transkription:
Es ist einfach das ganze Leben der Bauern so etwas Geschlossenes. Von dem Saatkorn, das er in den Boden hineinlegt, bis zum Brot, das er isst, hat er alles da. Und zum Beispiel wird jetzt das Leinsamenbrot sehr gern gegessen. Ich glaube, die wenigsten, die es sich gut schmecken lassen, denken dran, dass diese kleinen schwarzen Körnchen der Rohstoff für das Leinen sind. Das Tischtuch, das hier war zum Beispiel. Das ist viel Arbeit. Im Stubai sagen die Bauern nicht „der Flachs“ sondern sagen "der Haar". Der Haar, nicht das Haar, der Haar. „Der Haar geht durch 72 Hände, bis er einmal getragen wird.“ So viel Arbeit ist das, 72 Hände. Ich habe es nicht nachgezählt, aber es deutet an, es ist wirklich unendlich viel Arbeit. Braucht so viel Sorgfalt, schon das Aussäen. Muss ein besonders gut hergerichteter Acker sein. Dann muss man es können. Darum hat man gern ältere Leute genommen, die schon Erfahrung hatten. Nicht zu dicht säen. Und dann, wenn es aufgeht, musste man jäten, mit der Hand. Jedes Unkraut herauszupfen. Ich habe Bilder davon, wo drei Generationen beim Flachsjäten sind, beim Haarjäten sind. Weil es wäre ja nachher mit ins Tuch gekommen, zum Weber gekommen, oder was weiß ich. Man hat alles herausziehen müssen. Und auch wenn die Flachspflanzen zu dicht waren, hat man einige herausziehen müssen, damit der andere gut wachsen kann.