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Franz Renner

Kindheit habe ich keine gehabt
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1928
Transkription:
Ich war in keinem Kindergarten, ich war immer mit dem Vater in den Feldern, in den Weinbergen draußen. Der andere Bruder, wie gesagt, ist verunglückt. Da hat er mich halt immer mitgenommen. Mit drei Jahren weg, und immer gearbeitet bis heute. Und eine Kindheit habe ich ja praktisch keine gehabt. Kindergarten habe ich keinen genossen, die Schule - die Schule ist untragbar hinterher, wenn man alles verboten - die eigene Sprache nicht verwenden kann. Und nachher, wenn die Schule .. als sie aus war, da wäre auf einmal deutsch zu lernen. Aber nur mehr in Stunden. Und da hat man die hochdeutsche Schrift auch eine Weile lang gelernt, und auf einmal hat es geheißen, die gilt nicht, es gilt nur mehr die lateinische. Und dann ist man mit der Schrift da, die man sich selbst beigebracht hat und auch mit einem bisschen Hilfe von der Tochter, die Lehrerin ist. Und so schreibe ich halt immer. Das ist keine perfekte Schrift, aber unsere Jahrgänge da, so zwei, drei, die sind die meisten Analphabeten. Die sind nicht perfekt durch den Zustand da von dieser Diktatur, wo alles verboten war. Und das hält uns niemand zugute - die lachen uns höchstens aus, auch die eigenen Leute, die Deutschen lachen uns oft aus, nur .. . Das hält uns niemand zugute, das musst du tragen, wohin du willst. Die machen Propaganda für unsere Heimat, aber was diesbezüglich - solche Sachen, die sind tot. Gut ist es nicht, weil wir waren immer fürs Deutschtum und für Südtirol - das andere hat man dann bald einmal gesehen, was da läuft so im Krieg, und was für ein Schwindel war und so weiter. Ja, und so ist dann - bis heute herauf - -