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Albert Brecher

Ich hätte gerne ein Mädl gehabt
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Grinzens
Aufnahmedatum:
2008-07-07
Epoche:
1937
Transkription:
Wo Mädchen waren, da ist auch getanzt worden. Ich hätte gern getanzt, Bewegung im Blut hätte ich ja gehabt. Aber ich habe nie getanzt! Ich hätte mich nie getraut ein Mädchen anzureden. Und abends dann, neben dem Gasthof Oberthanner, da war das Gasthaus Alpenrose, da haben wir dann gefeiert. Das Geld .. wir haben doch einige Schillinge zusammengebracht, die wir bekommen haben. Bei einem 50 Groschen und beim anderen wieder einmal einen Schilling und so weiter. Und in jedem Haus, wo jemand daheim war von unseren Spielbuben, die tauglich waren, sind wir zugekehrt und haben etwas zum Trinken oder zum Essen bekommen. Und bei anderen, wo wir hineingegangen sind. Wo Mädchen waren, da hat es auch meist ein Schnapsel gegeben. Da ist getanzt worden. Aber, wie gesagt, ich habe nicht getanzt. Und bei der Feier dann im Gasthaus Alpenrose habe ich das erste Mal getanzt. Mit 20 Jahren! Und da hat mich eine geholt zum Tanzen! Nicht ich sie, sondern sie hat mich geholt. Da habe ich das erste Mal in meinem Leben getanzt! Und dann zum Militär, und nachher war es wieder vorbei. Und nach dem Krieg bin ich nach Hause gekommen. Du weißt ja, wie es nach dem Krieg war! Wie gesagt, ich hätte gern ein "Madl" gehabt - gern! Aber ich hatte eine Verantwortung, ich kann nicht etwas anfangen, wenn ich nicht weiß, ob ich noch einmal vom Krieg heimkomme. Ich habe eine Karte erhalten von einem Mädchen, so ziemlich in meinem Alter. Sie hat mir nachher geschrieben: „Ich wollt’, ich wär’ ein Mondenschein, könnt ich Dir schau’n ins Herz hinein. Was Du tust und was Du treibst, dass Du mir nicht mehr schreibst.“ Ich habe da wirklich Angst gehabt, irgendwas anzufangen, wo man dann möglicherweise jemanden in die Welt stellt, ohne dass man dafür sorgen kann.