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Philomena Zoeschg

wenig Platz und überall sparen
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
St. Nikolaus
Aufnahmedatum:
2008-06-16
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicolse D ´Incecco
Epoche:
1936
Transkription:
Und wir haben halt sehr sparen müssen. Aber ich muss sagen, es hat noch Ärmere gegeben. Es hat wirklich noch Ärmere gegeben. Wir haben jedes Jahr eine Kuh und ein Schwein gehabt und manchmal auch zwei, drei Ziegen. Und wenn die Kuh Milch gegeben hat, dann hat die Mama immer noch der Nachbarin, die noch weniger gehabt hat, ein wenig Milch geschenkt und manchmal hat sie ihr noch ein kleines Stück Butter dazugegeben. Aber sonst haben wir wirklich sehr, sehr sparen müssen. Also, es war wirklich nicht einmal das Allernotwendigste da. Aber so ist es Vielen gegangen. Das ist heute - wenn man allein war und so eine Not ist - wenn man alleine ist und es den Anderen besser geht, dann verkraftet man das nicht. Aber wenn man sieht, dass Andere auch da sind, dann ist das eigentlich ganz .. Wir Kinder haben uns da eigentlich nichts daraus gemacht, obwohl wir viel zu wenig Kleidung und viel zu wenig Schuhe gehabt haben. Aber wir sind trotzdem irgendwie zufrieden gewesen und glücklich. Wir haben gelebt - wir haben ein ganz ein kleines Haus gehabt. Und als dann mehr Kinder gewesen sind, dann haben wir älteren Kinder müssen zum Schlafen in den Dachboden gehen. Und am Dachboden, der war ja nicht isoliert oder etwas, da hat es Spalten gegeben und es hat hereingezogen. Und im Winter, wenn es geschneit hat und der Wind gegangen ist, dann ist auf unseren Betten oft einmal in der Früh so Schneegestöber gewesen. Aber wir haben eigentlich ein gutes Bett gehabt und beieinander geschlafen. Wir haben müssen beieinander schlafen, weil wir nicht so viel Platz gehabt haben. Und dann haben wir immer warm gehabt. Und die Mama hat uns am Abend, wenn wir ins Bett gegangen sind, immer so irgendwas, ein Stück Decke oder irgendwas, auf dem Ofen warm gemacht und mitgegeben. Ja, für die Füße und so. Und zum Beispiel, das ist auch irgendwie - das muss ich auch sagen. Wir haben so sparen müssen, dass unser Vater zu uns gesagt hat, wir haben das trockene Brot gehabt, das harte Brot. Das ist ja gesund und gut gewesen. Dann hat er immer gesagt: "Kinder, ihr müsst es jedes Mal, wenn ihr abbeißt, in den Mund hineinklopfen, so, weil ihr dürft keinen Brösel verloren gehen lassen." Das hat er gesagt. Ja, und das haben wir auch getan, das haben wir ganz automatisch abgebissen und hineingeklopft. Aber Brot haben wir Gott sei Dank immer gehabt. Und solang es ein Brot gegeben hat, hat man eigentlich keinen Hunger gehabt, wenn es nur Brot war. Ansonsten, so Süßigkeiten hat es überhaupt nie gegeben. .. eigentlich nie - höchstens wenn zum Nikolaus, wenn der Nikolaus gekommen ist, dann hat vielleicht jeder eine Orange und einen Nikolaus gekriegt. Und wenn es viel gewesen ist, noch ein paar Nüsse und einen Apfel. Also Kraut hat es fast jeden Tag gegeben. Kartoffel hat es auch gegeben, und dann Brennsuppe und Milchsuppe und in der Früh ein Mus. Und wenn es einmal kein Mus gegeben hat, dann sind wir ganz unglücklich gewesen. In der Früh wurde so ein Mus mit Milch und Maismehl eingerührt und darauf mit ein wenig braune Butter. Das ist dann das Beste gewesen. Das hat es in der Früh gegeben. Und sonst eben - ja, und dann hat es schon hie und da - da hat die Mama zu uns gesagt: "Heute, Kinder, sind wir zehn Jahre verheiratet, heute gibt es etwas Bessers zum Essen. Aber ihr dürft niemandem etwas sagen." .. Wir haben damals eben - haben .. Schulden gehabt und unheimlich sparen müssen. Dann hat es Omeletten gegeben, also Palatschinken sagt man da, .. zum Mittagessen .. Und da ist ein bisschen Marmelade darin gewesen. Und das war halt wie heute die beste Torte.