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Maria Rogl

Totenrituale
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Dölsach
Aufnahmedatum:
2000-05-05
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1980
Transkription:
Früher haben wir von einem Bienenstock die Kästen herausgenommen und haben sie in der Stube schön aufgestellt. Da waren drei Kästen. Dann sind oben drauf Bretter gelegt worden. Es waren schöne Bretter. Und dann sind die Frauen hergegangen und haben Leintücher, schöne, weiße Leintücher herausgetan aus dem Kasten. Was die Frauen gehabt haben war früher ja in Kästen, weiße, schöne Wäsche, alles nur Leinen. Und wenn früher eine geheiratet hat, da hat es nur Wäsche gegeben, gestickt und mit breiter Spitzen überall. Und solche Leintücher haben sie dann hergenommen und haben ein Gestell, das da gewesen ist, mit den Bienenstöcken und den Brettern gemacht. Nachher haben sie wunderschöne, weiße Leinen herum getan. Sehr schön, oben drauf, weiß, da ist dann der Sarg hinaufgestellt worden. Ja früher hat es das nicht gegeben, dass ein Mensch mit dem Sarg ins Haus gekommen ist. Wir haben einen Tischler gehabt, der hat da drüben seine Tischlerei gehabt, der ist lang schon unter der Erde. .. Ist früher ein Mensch gestorben, dann hat man mit den Angehörigen, die zu etwas zu gebrauchen waren - jeder hat das ja a nicht getan - so eigene Menschen gehabt. Eine alte Frau in Dölsach, die ist überall hingegangen, den Toten anzuziehen. Die hat den Toten gewaschen. Eine Bäuerin ist es gewesen, aber schon ein bisschen eine ältere. Und die ist zu allen Häusern hingegangen und hat das gerichtet, den Mensch draufgelegt, den haben sie dann mit einem Leintuch, mit Leintüchern haben sie den vom Zimmer herunter dann über die Gasse her getragen. Und bei uns sind sie dann getragen worden in unsere Stube. Und dort darauf, da sind sie zwei Tage offen gelegen. Die hat man gesehen, zwei Tage, bis sie alle Farben schon angenommen haben, und das Wasser schon herausgeronnen ist. An das kann ich mich wohl gut erinnern. So ist es früher gewesen. Aber ich sage Ihnen, wir Kinder, und diejenigen, die jüngere Leute sind gewesen, alle waren wir fürwitzig und sind hingegangen und haben das Leintuch ein bisschen aufgehoben und geschaut, wie sie liegt, wie sie schläft. Ja, so hat es geheißen. Und heute, heute wird uns vorgegaukelt - oder was weiß ich, wie man sagen soll - man darf nicht mehr hin und ja nicht anschauen. Dann hat man gewartet. Zwei Tage ist der Tote so gelegen. Und am dritten Tag hat dann der Tischler den Sarg gebracht. Der hat einen Lehrbuben gehabt oder einen Gesellen, der war im Dorf, er hat Särge gemacht und auch schöne Särge, ganz nett. Nachher hat er den gebracht. Und er selber, der Tischlermeister, hat sich halt müssen von den Angehörigen, einem Mann helfen lassen. Dann haben sie den von der Bahre - auf der Bahre ist er gelegen in der Stube. Nachher haben sie den hinunter in den Sarg getan. Und dann waren da die Mutter oder die Frau von dem oder die Tochter oder ein Onkel, und so sind sie gegangen. Nachher sind sie in den Keller hinunter oder in die Speisekammer. Nachher haben sie den Weihrauch gebracht, ganze Büsche, die man zum Palmsonntag hat weihen lassen. Die hat man aufbewahrt. Wenn jemand stirbt, wird er in den Sarg hineingelegt. Und demjenigen, der da liegt, dem Toten, haben wir seinen Rosenkranz hineingelegt, ein Bild, das er gern gehabt hat, was er immer verehrt hat, das hat man hineingelegt in den Sarg und besprengt. Und das Weihwasser und Geweihtes oben darauf gelegt. Nachher sind sie eingebettet worden, schön. Nein, das ist heute, meine ich alles nicht mehr.