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Maria Rogl

Der Kindesvater: verheiratet
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Dölsach
Aufnahmedatum:
2000-05-05
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1939
Transkription:
Der Ingenieur, der bei uns gewohnt hat - oben im Dachboden hat er ein Zimmer gehabt -, der Ingenieur war auch von dieser Firma, wo der Kindesvater angestellt war. Und der hat es natürlich im Haus gleich erfahren. Er war ein Italiener, Casagranda hat er sich geschrieben, der war aus Innsbruck. Er hat die Situation erkannt, was im Hause Siggitzer los ist. Und dann hat er ein Gespräch aufgenommen mit diesem Herrn, mit diesem Herrn Sommerauer, dem Vater meiner Kinder, und er wird schon mit ihm geredet haben, so gut es gegangen ist, die erste Zeit. Dann habe ich´s erst erfahren, dass dieser Mann verheiratet ist und Familie hat. Die Familie, die waren alle draußen in Zams bei Innsbruck, hat drei Kinder gehabt, hat ledige Kinder gehabt, und dann müssen Sie sich vorstellen, hat’s geheißen, seine Familie kommt her nach Dölsach. Und sie sind hergekommen. In Göriach oben, einem Nachbardorf, dort haben sie Wohnung gekriegt. Jetzt können Sie sich vorstellen: ich mit den Kindern da, der Vater von den Kindern bei dieser Firma drüben. Jetzt ist aufgekommen, dass er Familie hat, weil die hat er jetzt auch hergetan, hergebracht, damit er von der Zahlung befreit wird. Weil sobald er so und so viele Kinder hat, dann braucht er nicht mehr zu zahlen. Ich hab´nie einen Schilling bekommen vom Vater meiner Kinder, nie. Er hat das, was er verdient hat, gebraucht, für die Familie und für die ledigen Kinder, die er noch gehabt hat. Und trotzdem, jetzt muss ich noch, von der Sache muss ich euch den Abschied sagen, da also den Abschluss einmal machen. Und trotzdem, heute bin ich glücklich über alles, dass ich alles hinter mich gebracht habe, und dass ich Kinder habe, ich bin sehr glücklich, wirklich zufrieden! Ich war so recht zu brauchen, für manche Arbeiten. Ich bin sehr viel zu den Bauern arbeiten gegangen, viel, viel, bin ich helfen gegangen, Korn schneiden, dreschen, alle Arten, Kartoffel hauen, Erdäpfel aufklauben, Kraut schneiden, alles bin ich zu den Bauern helfen. Wenn ich ein paar Schillinge habe am Abend heimgetragen, war ich schon glücklich. Und ich habe dann zu meiner Mutter sagen können, Mutter da hast du ein paar Schillinge, kauf ein bisserl Zucker oder kaufe ein bisserl Reis oder ein bisserl Gries, weil die Kinder konnte ich dann wohl zu Hause haben, Gott sei Dank. Sie haben zum Essen gekriegt, weil die Kinder verhungern lassen hat doch keiner können. Nachher war ich daheim, sie haben dann auf uns geschaut. Sie haben mir dann schon weitergeholfen. Mein Vater! Da waren die Kinder schon drei, vier Wochen, dann hat man sie ihm einmal unters Gesicht gehalten auf einem Polster. Der hat nicht wahrnehmen wollen, dass er jetzt Enkelkinder da hat.