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Maria Rogl

Ich war unheimlich dumm
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Dölsach
Aufnahmedatum:
2000-05-05
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1940
Transkription:
Ich bin nur immer dicker geworden, und meine Nachbarfrauen, die haben gesagt: "Na Moidele, du musst einmal Zitronen essen, du bist ja so dick, du wirst ja so dick, iss Zitronen." Ich kann mich gut mich erinnern an diese Frauen, die mir das geraten haben. Ich habe Zitronen gegessen, aber das hat alles nichts geholfen. Die Kilo sind dageblieben, und zur rechten Zeit sind sie auf die Welt gekommen. Nachher müssen Sie sich vorstellen, nachher bin ich nur, weil die Leute über mich geredet haben, zu einer Hebamme gegangen. Ich bin zu keinem Doktor gegangen, um Gottes Willen, ich hab ja Geld auch keines gehabt, nichts. Dann bin ich der Hebamme öfters am Kirchweg begegnet. Und dann hat diese Hebamme, Frau Brunner hat sie geheißen, Frau Brunner, eine gute Hebamme, aber sie war ein bisserl scharf, aber sonst eine sehr gute Hebamme. Dann hat die einmal auf dem Kirchweg zu mir gesagt: "Moidele, die Leute tun so reden von dir, du bist dick, ja komm doch einmal zu mir in die Wohnung, nachher werde ich einmal etwas schauen." Na, hab´ ich mir gedacht, was wird die mit mir tun? Nein, um Gotteswillen, ich getrau mich nicht. Bin ich dann doch in finsterer Nacht einmal hin. Das war ein paar hundert Meter von mir weg, dann hat die mich untersucht, die Hebamme. Und dann hat diese Hebamme gesagt: "Moidele, du kriegst ein Kind, du bist schwanger." Na, ich hab´alles abstreiten wollen, so unheimlich, muss ich euch erzählen. Unheimlich dumm war ich, ich schäme es mich heute zu sagen, ich war dumm. Wir waren alle so dumm, weil wir uns mit Vater und Mutter nichts zu reden getraut haben. Und wie die Erste auf die Welt gekommen ist, wie das erste Kind da war, das weiß ich heute noch, hat die Hebamme die Hände zusammengeschlagen: "Um Gottes Willen Moidele, da kommt noch eines!"