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Maria Rogl

Hennenabstechen bei der Geburt
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Dölsach
Aufnahmedatum:
2000-05-05
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1935
Transkription:
So in einem katholischen Kreislauf sind wir gewesen. Bei uns hat es nur Kirche gehen und Glauben gegeben, und am Nachmittag ein bisschen zusammenkommen, ein wenig zusammensitzen und ein kleines bisschen Singen, ein bisserl etwas. Bei der Jugend damals, bei der ganzen Erziehung der Jugend, da hat man nichts, nichts von der Mutter, nichts vom Vater gesagt bekommen, vom Kinderkriegen und so. Wenn unsere Mutter schwanger ist gewesen, nun, wir haben halt gesehen, dass sie immer dicker wird. Das haben wir wohl gesehen, aber da haben wir uns ja nichts gedacht dabei. Uns ist nur dann aufgefallen, wenn einmal der Tag da gewesen ist, wo in der Früh die Oma in der Küche gestanden ist. Die Oma ist in der Nacht dahergekommen, hat in der Früh Frühstück gemacht für uns alle. Wir sind erst nachher draufgekommen, dass in der Nacht der Vater hat müssen um die Oma gehen, und die hat nachher bei uns die Wirtschaft da geführt. Und das Erste, was diese Oma nachher getan hat, das Erste, wodurch wir erfahren haben, dass ein Baby da ist, war, dass die Oma gegangen ist, eine Henne abstechen, dies ist das Erste gewesen: Eine Henne abstechen und sie draußen säubern, draußen beim Misthaufen säubern, putzen, heißes Wasser wieder hinausholen. Wir haben da fest geschaut wie das geht, und dann hat sie einen großen Topf aufgestellt mit Hühnersuppe. Und früher hat es geheißen, das muss ich sagen, früher hat es geheißen: „Eine Wöchnerin steht nur wieder auf, wenn sie die Hühnersuppe bekommen hat. Das war bestimmt, ich lüge euch nicht an, bei jeder so im ganzen Dorf, bei jeder war das. Früher ist ja keine ins Krankenhaus gegangen, es hat jede daheim entbunden, keine ist ins Krankenhaus. Jede hat zu Haus entbunden. Da war eine Menge Kinder, und wir waren alle untergebracht in einem kleinen Kämmerchen. Da sind wir unser Drei gelegen, in einem sind zwei gelegen. Aber da hat kein Mensch die Tür aufgemacht und hat gesagt: "Jetzt bekommen wir ein Baby". Da haben wir selbst müssen warten, bis wir eben Oma sehen, die Henne abstechen. Dann haben wir es gewusst, dass jetzt etwas ist, dann haben wir es gewusst. So war es. Zu meinen Zeiten war es so.