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Hanna Goldmann

fleischfarbene Strümpfe
Videodauer:
02:56
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Innsbruck
Aufnahmedatum:
2008-06-17
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1947
Transkription:
Ah ja, interessant. Die fleischfarbenen Strümpfe. Seidenstrümpfe! Strümpfe, wie ich dann erwachsen war, habe ich nicht anziehen dürfen, habe müssen baumwollene Strümpfe anziehen. Und bevor ich nach Innsbruck bin, hab ich sie besucht mit der kleinen Gitti - die Gitti, meine älteste Tochter war damals zwei Jahre. Da bin ich mit der Gitti zur Tante Abschied nehmen gegangen, bevor ich nach Innsbruck gefahren bin. Und das war an einem Sonntag. Und ich habe Socken angehabt. Entsetzlich! Ich war da 25 Jahr alt und verheiratet und habe müssen in die Kirche gehen, weil Sonntag war. Da hat man weit müssen in den Sommerfrischort, weil das Benefizium hat eine Sommerfrische auch gehabt. In Graun, hat man müssen weit in die Kirche hinausgehen. Da habe ich von ihr baumwollene Strümpfe angezogen. Und ich habe gesagt: "Ich habe keine Strumpfbänder und nichts." Nachher hat sie mir eine Schnur geben, dass ich sie mit dem Spagat zubinden soll. Wissen Sie, wie das war für die Muskeln? Da mit dem zugebundenen Spagat da gehen? Aber ich habe es getan. So eine Dominanz hat diese Tante gehabt, dass ich mich nicht getraut habe zu sagen, ich gehe halt nicht in die Kirche. Ich habe gehen müssen. Der Pfarreronkel ist oft einmal nach Hause gekommen: "Heute hat schon wieder eine fleischfarbene Strümpfe angehabt.“Und die Tante Lora: "Jaja, jaja.“ Dann haben sie darüber diskutiert über diese schamlose Gestalt, die da fleischfarbene Strümpfe getragen hat. Das war damals in diesem Dorf ganz besonders schlimm, weil es sehr weit von der Stadt entfernt war. In denen, die näher an der Stadt waren, war es nimmer so. Zum Beispiel schwimmen gehen. Die Burschen haben dürfen schwimmen gehen in die Etsch. Aber die Mädchen haben nicht dürfen. Und wenn ein Mädchen in die Etsch schwimmen gegangen ist, dann hat es der Pfarrer von der Kanzel herunter gepredigt: "Leider haben wir schon wieder erleben müssen, dass Mädchen schwimmen gegangen sind in die Etsch. Es sind dieses: die und die und die und die.“ Es ist sehr selten vorgekommen, weil das war ja eine Schande, dann in der Kirche da verkündet zu werden.