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Dipl.-Vw. Dr. Ludwig Steiner

Mussolinis Denationalisierung
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Wien
Aufnahmedatum:
2008-04-29
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1922
Transkription:
Das ist eines dieser ganz großen und völlig unverständlichen Dinge, die hier der Faschismus betrieben hat in der Denationalisierung, die einfach dumm war, in jeder Hinsicht. Man darf nicht übersehen, die Jahre 1918 bis 1922, da hat es ja immerhin Südtiroler Senatoren und Abgeordnete in Rom gegeben. Und natürlich, die ersten Diskussionen mit Mussolini in der italienischen Kammer sind noch völlig offen mit Reut-Nicolussi und so weiter geführt worden. Die ja sehr interessant waren in dieser Auseinandersetzung. Nur, nachher hat diese Denationalisierungstendenz der Faschisten groteske Ausmaße angenommen. Ich meine, das war sicher unglaublich. Und hat natürlich von vornherein das, was die Italiener zuerst 1918 bis 1922 in Südtirol gemacht haben, zerstört. Damals, in diesen vier Jahren, haben die Italiener doch irgendwie versucht, einen Modus Vivendi zu finden. Die militärische Besatzung war nicht so übertrieben stark, wie dann später diese militärische Präsenz mit einem ganzen Armeecorps in Südtirol zu Tage getreten ist. Also, die Italiener waren ja auch in Innsbruck einmal da als Besatzungsmacht. Das darf man ja nicht übersehen. Und das ist eigentlich - darüber redet man gar nicht, weil das eine relative Präsenz von italienischen Soldaten war, aber keine Art einer Militärregierung. Es hat nur eine Sache gegeben. Ich glaube, das war 1919, am Bozner Platz in Innsbruck war das italienische Konsulat, und dort war die Trikolore. Und irgendwer hat bei einer Manifestation die Trikolore heruntergerissen. Und dann musste die österreichische Gendarmerie, ohnehin ganz wenige Leute, ... mit einer italienischen Kompanie antreten zur Flaggenhissung der Trikolore. Aber das war die einzige wirkliche Manifestation dort. Sonst waren sie anwesend, ohne in das Geschehen direkt einzugreifen. Das ist auch ein ganz interessanter Vorgang. .. Nach dem Krieg, als die Franzosen da waren, haben die Leute oft gesagt: "Naja, die Italiener, da war das weniger arg." Interessant, das damals zu hören von Leuten, die das 1918, 1919 erlebt haben. .. Aber das Kippen ist ja in Südtirol nach dem Jahr 1922 gekommen. .. mit dem Marsch, den der Mussolini im Schlafwagen gemacht hat. Die anderen sind marschiert. Und das hat wirklich eine ganz totale Änderung der Situation für Südtirol ergeben.