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Dipl.-Vw. Dr. Ludwig Steiner

Rempeleien mit der Hitlerjugend
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Wien
Aufnahmedatum:
2008-04-29
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1939
Transkription:
In späteren Zeiten ist es dann so gewesen, dass - schon im Mai, Juni hat es von katholischer Seite, in Tirol, muss man sagen immer wieder Zusammenstöße gegeben mit der Hitlerjugend, und zwar deshalb, weil der Gauleiter in Tirol prononciert anti-katholisch war, sehr zum Unterschied von anderen Bundesländern vielleicht - in Tirol war das so. Der Gauleiter war da also radikal anti-katholisch - und es sind eine Menge Provokationen - zum Bespiel ist das Jesuitenkloster in Innsbruck, mitten in der Stadt, einmal gestürmt worden, und es sind die ganzen Bilder, alles heruntergeworfen worden. .. Dann waren Angriffe auf das Kloster Wilten, und wir haben Gruppen zusammengestellt, die Nachtwache gehalten haben. Unter anderem waren dabei auch Theologiestudenten aus dem Canisianum in Innsbruck, das waren Kanadier, gute Eishockeyspieler, die Wache gehalten haben, mit den Eishockeyschlägern - nicht zur Verbreitung der christlichen Nächstenliebe natürlich - sondern es ist schon um harte Bandagen gegangen. Das hat es also von vornherein gegeben. ... Die Gestapo und dann auch die Partei, und die Hitlerjugend hat gewusst, wer für und wer gegen sie ist. .. Ich meine, es war ja erstaunlich, dass damals Jugendgottesdienste überfüllt waren, meist danach. Das war auch gleichzeitig eine Demonstration gegen die Nationalsozialisten. Zum Beispiel, oberhalb Innsbruck ist das Höttinger Bild, da war jeden Samstag - ab Mai - um sechs Uhr früh eine Messe, da waren so 2 - 300 Jugendliche. Man musste um Viertel nach fünf von Innsbruck aus hinaufgehen und nachher in die Schule, und dann ist es nach dem Ende immer wieder zu Rempeleien gekommen mit der Hitlerjugend, bevor man in die Schule gegangen ist. Also, es war schon einige Bewegung da, keine Frage. Nur, später hinaus waren dann die Einberufungen zur Wehrmacht, damit sind viele Gruppen schon - also aufgelöst gewesen, und der .. richtige Rückschlag gegen jede Art des Widerstandes waren die ersten Erfolge der Wehrmacht, die man so nicht erwartet hat. Dann war natürlich auch 1939 etwas, was entscheidend war für die Hoffnungslosigkeit, dass es da einmal eine Änderung gibt, war also der Pakt Hitler-Stalin, das war also unvorstellbar, weil auch für Antikommunisten war klar, die Gefahr vom Osten wird für die Nationalsozialisten weiß Gott was sein, und plötzlich stellt sich heraus, dass das gar nicht so ist, sondern dass die Waffenkameraden bei der Eroberung von Polen sind! Das waren natürlich unglaubliche Schockwirkungen, denen man ausgesetzt war, und viele Leute haben gesagt: "Was wollts ihr? Die ganze Welt ist also dafür, und ihr glaubt, das geht net." und so, bitte, mein Vater war überzeugt, dass jeder - wenn sie den Krieg beginnen, werden sie ihn verlieren. War keine Frage!