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Friedrich Fritz

Die Amerikaner im Haus
Videodauer:
02:19
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Wien
Aufnahmedatum:
2008-06-13
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
Epoche:
1945
Transkription:
Und dann kamen die Amerikaner. Sie haben das Haus beschlagnahmt nach dem Krieg, zur Besetzung. Auch Bedingungen stellten sie. Also, bis zwölf Uhr muss geräumt sein. Weg. Und da hatten wir von den Jesuiten - ich war damals ja schon im Orden, als das Kolleg beschlagnahmt wurde, ein sehr schönes, großes Elfenbeinkruzifix bekommen, ein kleineres auch. Das haben wir in der Wohnung aufgehängt. Als es die Amerikaner gesehen haben, waren sie ein bissel gedämpft. Und die Mutter hat gesagt, oder der Papa: "Wir kochen gerade das Essen, ob wir’s noch essen können?" "Ja, Sie können noch essen, und dann müssen’S gehen." Und dann kam der eine noch einmal herein, hat sich umgeschaut. Meine Schwester betete soeben stehend das Tischgebet. Nachher hat er gemerkt, also, wir sind keine Nazis. Und das Haus ist ungefähr eine Woche später wieder frei geworden. Zuerst war es schon beschlagnahmt, das ganze Haus. Dann sind sie aber abgezogen und haben ein anderes genommen. Aber innerhalb der kurzen Zeit sind schon fremde Gebrauchsgegenstände vertauscht gewesen. Zum Beispiel ein Strahler, Elektrostrahler, weiß Gott, wo der unsere hinkommen ist - wissen wir nicht. Bei dem größeren haben wir auch nicht gewusst, woher der ist. Nachher haben wir halt den gehabt. Und mit den Messern haben sie auf die Türen, die lackierten Türen, ein Zielschießen veranstaltet, die Amerikaner. Aber da kannst halt nichts machen, das ist eben so. Wir sind ja sehr gut durchgekommen, trotzdem. Und unten, bei dem Nazi da, der hatte sogar eine Reichskriegsflagge - das haben sie natürlich beschlagnahmt. Aber sie haben ihnen nichts getan. Die sind alle gut davongekommen.