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Dipl.-Vw. Dr. Ludwig Steiner

Vom Tod des Vaters nach Dachau
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Wien
Aufnahmedatum:
2008-04-29
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1940
Transkription:
Er ist ja auf zwei Wochen nach Hause gekommen, zwei Wochen, und ist danach gestorben. Selbstverständlich haben wir ihm angesehen, dass er alles Mögliche - also, ich meine .. interessante Sache .. in seinen letzten Lebenstagen... Ich war ja während der Zeit im Arbeitsdienst, ich habe ihn dann nicht mehr gesehen, lebend. Sie haben mir auch verboten, zur Beerdigung zu kommen. .. Ich war in Montmasson in Südfrankreich im Arbeitsdienst, bei der Abteilung. Und ich habe schon einen Marschbefehl gehabt, um zur Beerdigung zu kommen. Das haben sie dann beim Weggehen wieder kassiert, weil die Gauleitung interveniert hat. Und der Pfarrer .. - unsere Pfarrgemeinde ist in Innsbruck Mariahilf und zwar ist Mariahilf eine so genannte landschaftliche Pfarre. Das geht auf ein Gelöbnis von 1783 zurück, glaube ich. Für Bewahrung vor Kriegsgefahr ist diese Kirche gebaut worden, diese sehr hübsche Kirche dort. Und sie gehört dem Land Tirol. Daher ist das eine landschaftliche Pfarre, und der Pfarrer ist ein Landesangestellter für die Zeit, in der er Pfarrer ist. Er heißt auch landschaftlicher Pfarrer. .. Und der landschaftliche Pfarrer war Monsignore Danler, ein sehr jovialer Mann und guter Prediger. .. Er hat mir dann immer wieder erzählt da war er schon 90 Jahre alt. Ich habe ihn zwei-, dreimal getroffen, und da hat er immer das Gleiche erzählt. .. Mein Vater war todkrank, und es war klar, dass er bald sterben wird. Und da hat er scheinbar meinem Vater gesagt: "Ja, weißt du, du hättest vielleicht sollen doch nicht so laut und deutlich deine Meinung sagen." Und mein Vater habe ihm gesagt: "Ja, ist schon recht, ich war bei der leidenden Kirche, und du warst bei der Tarock spielenden." Das hat mir der Pfarrer dreimal hintereinander bis zu seinem letzten Lebensjahr gesagt: "Das musst dir merken, und das musst deinen Kindern sagen." Er war tief ergriffen von dem, was ihm passiert ist. Aber das war es halt ungefähr - auch ist das eine Kurzfassung, was man nicht besser kurz fassend sagen kann, sind halt verschiedene Aspekte.