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Dipl.-Vw. Dr. Ludwig Steiner

Ich war Feinddarsteller bei der HJ
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Copyright Ort:
Wien
Aufnahmedatum:
2008-04-29
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning - Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1938
Transkription:
Ich war nie bei der HJ, und das war ein großes Kunststück. Ich habe mit einem ehemaligen ... Pfadfinderführer zusammen eine Jugendbergwacht gegründet und haben uns so vor der HJ einmal gedrückt. Eine Zeit lang ist das gegangen, bis ich dann einberufen wurde, dann war das weg. Aber man ist trotzdem zur vormilitärischen Ausbildung durch die Polizei einberufen worden. Das war so: Man ist in Zivil gewesen und musste mit der uniformierten HJ die militärische Ausbildung machen. Unter anderem .. sind Kampfspiele gemacht worden, und zwar eine Gruppe - also, ein Teil der Hitlerjugend der Innsbrucker, macht einen Angriff auf eine Stellung. Feinddarsteller ist dieses Trüppchen von zwölf Zivilisten, die diese Stellung zu verteidigen haben. Das war so in Richtung nach Vill hinauf. Wir haben uns das angeschaut. Und wie sie dann mit Hurra in die Stellung einbrechen wollten, sind wir hinten hinuntergelaufen und weggerannt. Dann, die haben mit Hurra die Stellung eingenommen, und wir sind abmarschiert und waren weg. Das war die eine Seite. Die andere Seite war, dass man zum ideologischen Unterricht musste, auch mit Polizeieinladung an die Eltern. Und dann auch eine - wiederum eine militärische, ideologische Ausrichtung - da hat ein .. im Zuge des Polenkrieges war ein SS-Hauptsturmführer, also Hauptmann, der das EK1 hatte und so weiter und verwundet wurde. Er war Werbeoffizier für die Waffen-SS. Wir sind aufgefordert worden, mit der polizeilichen Einweisung, dort hinzukommen. Und da hat der HJ-Streifendienst, die HJ-Polizei sozusagen, hat uns in die erste Reihe gesetzt - da war der Sohn vom ehemaligen Landeshauptmann neben mir und so weiter, was man halt gewusst hat, dass das Anti-Nazi waren. Und ich war so an siebter Stelle. Dann kam der Hauptmann und hat zu jedem gesagt: "Steh auf! Wieso gehst du nicht zur Waffen-SS? Gesunder Bursche!", und so, hin und her. Ich war der Siebte, und ich habe mir gedacht: "Was sagst du?" Und da ist mir eingefallen, in der Früh war im Radio eine Sondermeldung: "Die heldenhafte U-Boot-Flotte hat ich weiß nicht, 25.000 Bruttoregistertonnen versenkt im Atlantik“ usw. Und er kommt zu mir, und ich sage: "Ich möchte zu den U-Booten." Die SS hat keine U-Boote, ist heldenhaft, daher kann er nicht sagen: "Feigling". Na ja, und nach mir sein sie alle zu die U-Boot gangen, das war dann a bissl viel, aber ich bin natürlich - ist mir nie im Leben eingfallen, zu den, zu "die" U-Boote zu gehen, sondern habe mich also einberufen lassen. Aber das war natürlich schon eine andere Variante wie die bei der Gestapo, wenn das so unter dem Zwang geschieht. Aber das waren halt auch Sachen, denen man ausgesetzt war.