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Franz Lorenz

360000 Tonnen Schnee
Videodauer:
03:21
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Aufnahmedatum:
2008-08-22
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning-Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1999
Transkription:
Der Ablauf ist so: Wenn Schneemassen sich bewegen, verdrängen sie die Luft. Die Luft ist ja ein fester Körper, der uns umgibt. Sie könnten nicht aufrecht sitzen, oder ich könnte nicht aufrecht stehen, wenn die Luft nicht uns stützen würde. Und dieser Körper, diese Luft wird, wenn solche Schneemassen von oben kommen, verdrängt. Und wenn sie immer nur vorwärts weggedrängt werden, wird sie aufgrund von Geländeformen allmählich zu gepresster Luft. Dann wird sie tödlich. Der Ablauf eines solchen Lawinengeschehens ist so: Die Pressluft schlägt an, zerstört in Sekunden alles, und danach kommt der Schnee und deckt alles zu. Sie müssen sich vorstellen, ein Meter Schnee ist so hoch, so breit und vielleicht so tief. Und wenn der nur einen Meter nach unten rutscht, sind es schon zwei Kubikmeter Schnee. Und wenn das 1100 Höhenmeter sind von da oben, ist es 1100-mal so viel auf ein Meter Breite. Was da dann geschieht, das Zerstörerische am Lawinenabgang ist immer die Pressluft, die vorher an feste Gegenstände, an einen Baum oder an eine Hauswand hin schießt. Und in dem Augenblick ist da schon alles passiert, und danach kommt der Schnee, deckt es zu. .. Die Sachverständigen haben damals aufgrund der Anbruchhöhen oben im Anbruchgebiet und aufgrund der Länge der Gleitbahn geschätzt, dass im betreffenden Talboden von Galtür, also in diesem Ortsteil, etwa 360.000 Tonnen Schnee liegen. Und dass die Luftwelle vor der Lawine weggedrängt wird. In diesem Ortsteil, wo die Häuser waren, wo es die Toten gab, und auch die Toten auf der dort laufenden Straße, haben die Sachverständigen geschätzt, dass die Luftwelle mit etwa 260 Stundenkilometern an die Objekte drangebraust ist. Das müssen Sie sich vorstellen, wenn ein Schnellzug mit 260 Stundenkilometer an eine Hauswand fährt, was da noch übrig bleibt. Das ist in Sekunden Bruch, und der Schnee deckt es dann zu.