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Franz Lorenz

Zur Utopie vom kurzen Krieg
Videodauer:
01:50
Interviewer:
Ruth Deutschmann
Kamera:
Benjamin Epp
Aufnahmedatum:
2008-08-22
übersetzt ins Englische von:
Sylvia Manning-Baumgartner
übersetzt ins Italienische von:
Nicole D´Incecco
Epoche:
1939
Transkription:
Und unter den Gästen war auch der erste Vorsitzende unserer Sektion Schwaben, ein Richter aus Stuttgart, der Doktor Hermann Kuhhorst. Ja, und als es fertig war, haben die Zöllner da gesagt: "Ja, der Krieg, das ist ein Spaß, Polen, das ist in drei Wochen erledigt. Der Krieg dauert drei Wochen, und dann ist das Kapitel erledigt." Und mein Vater hat sich ein bisschen hinter dem Ohr gekratzt, ist in die Küche gegangen und hat so vor sich hingeredet: Passt ihr nur auf, dass der Krieg nicht länger geht als der andere. Also, wie der Erste. Dann ist ihm dieser Vorstand der Alpenvereinssektion nachgelaufen und hat gesagt: "Herr Albert, ich kenne Sie gut, ich weiß schon, wie Sie denken, aber Sie dürfen so etwas nicht sagen, unter Umständen werden Sie eingesperrt, wenn Sie so etwas sagen. Das ist ungute Politik, und Sie können denken, was Sie mögen, aber Sie dürfen so etwas nicht sagen." Mein Vater hat nichts gesagt, und, damit ich dieses Kapitel abschließe: 1951 sind wir Jungen mit dem Vater dabei gewesen, unser Talhaus neu zu decken. Wir waren am Dach oben mit der Holzdeckerei beschäftigt und der Vater auf der Leiter. Plötzlich ruft es vom Parkplatz herauf: "Herr Lorenz, schauen Sie mal, wer da ist! Kennen Sie mich noch?" Ein Schwabe. Der Vater hat sich umdreht und hinunter gesagt: "Herr Kuhhorst, wie lang hat denn der Krieg gedauert?" Das war so ein bisschen Politik am Rande.