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Therese Kobencic

Nachname:
Kobencic
Vorname:
Therese
geboren:
22. 10.1923
Zugehörigkeit:
Andere
letze Änderung:
Mon May 13 18:18:01 UTC 2024
Biographie
Therese Kobencic, geborene Langmair, wird am 22. Oktober 1923 in Altheim (OÖ) geboren. Ihr Vater ist Metzger, die Mutter Hausfrau, ihre wichtigste Bezugsperson ist aber der Großvater mütterlicherseits. Die Familie ist arm, Eltern, Großvater und drei Kinder bewohnen eine winzige Stube und zwei kleine, nicht beheizbare Zimmer am Weinlechnerplatz im Altheimer Arbeiterviertel. 1933 erlebt sie wie in ihrem Heimatort Nazis und Kommunisten aufeinander prallen, ein getöteter Nazi bleibt zurück. Interessiert verfolgt das aufgeweckte Mädchen die sich zuspitzenden politischen Unruhen, die große Arbeitslosigkeit, das Gerede über Adolf Hitler, der die Nachbarn (Deutschland) offenbar aus der Not befreit hat, und die zunehmende Präsenz der illegalen Nazis. 1937 beendet Therese die siebenjährige Volksschule. Da für eine weitere Schul-, bzw. Berufsausbildung kein Geld vorhanden ist, beginnt sie Anfang 1938 in Altheim als Dienstmädchen zu arbeiten. Sie verdient sehr wenig und ist nicht krankenversichert. Als Hitler am 12. März 1938 (Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich) in Braunau die Grenze überquert und auf dem Weg nach Linz in Altheim Station macht, begegnet Therese dem Führer zusammen mit ihrer Freundin auf offener Landstraße. Hitler grüßt die beiden Mädchen. Bis heute kann sie sich an das strahlende, lachende Gesicht des Führers erinnern. Einen Monat später, bei der Volksabstimmung zum (bereits vollzogenen Anschluß) stößt Therese der Opportunismus mancher ehemaliger „Schwarzer" (Christlich-sozialer) ab, die plötzlich auf Seiten Hitlers stehen. 1939, es ist schon Krieg, wechselt sie als Dienstmädchen in den Haushalt eines verheirateten evangelischen Pfarrers in Braunau und übersiedelt mit ihm 1940 nach Wien. Dort verbringt sie, wie sie selbst sagt, zwei sehr ruhige Jahre, muß die Stelle 1942 aber aufgrund einer schweren Erkrankung der Mutter aufgeben und nach Altheim zurückkehren. Anfang ´43 wird sie dienstverpflichtet zum Luftwaffenstützpunkt am Freinberg bei Linz, erhält eine Ausbildung als Telefonistin und beginnt nach verschiedenen Kursen als Luftwaffenhelferin zu arbeiten. Zu ihrem Tätigkeitsbereich gehört das Einzeichnen von Feindeinflügen in Spiegelschrift auf großen Landkarten. Um näher bei ihrer Familie zu sein, läßt sie sich nach einigen Monaten zu einer kleinen FLAK-Abteilung nach Braunau versetzen. Von dort kommt sie 1944 zusammen mit ihren Kameradinnen nach Passau (Kachlet-Werke), besucht einen Lehrgang in Dresden, und wird Ende ´44 zurück in die Heimat nach Steyr versetzt. Am 1. Mai 1945 erhält sie einen bis Ende Juli (!) befristeten Urlaubsschein, obwohl das Kriegsende (8. Mai 1945) unmittelbar bevor steht. Sie verläßt Steyr, kommt über Enns zurück zu ihren Eltern nach Altheim, wo sie am 2. Mai um 02.00 Uhr morgens ankommt. Fünf Stunden später marschiert die amerikanische Besatzung in Altheim ein. Am 8. Juni 1945 folgt Therese Kobencic dem Aufruf der Amerikaner, die alle Wehrmachtsangehörigen auffordern in das nahegelegene Mauerkirchen zu kommen. Da sie auf der Kriegsverbrecherliste nicht aufscheint, bekommt sie den Entlassungsschein ausgestellt. Die Besatzungszeit verbringt sie in Salzburg, Wien, ab ´46 in Altheim. Bis 1962 arbeitet sie dort in einer großen Sesselfabrik als Hilfsarbeiterin und ist im Betriebsrat tätig. Therese Kobencic heiratet 1952, hat zwei Söhne, drei Enkel und drei Urenkelkinder. Seit 1983 ist sie schriftstellerisch tätig und hat in Form von Gedichten (sowohl in Schriftdeutsch als auch in Mundart) unzählige Erlebnisse und Erinnerungen festgehalten.